St. Martin: Teamarbeit für 3.500 Kinder

An St. Martin bekommt jedes Kind in Fischeln Süßes, Obst und einen Weckmann. Gepackt wird von Freiwilligen, die ihre „Fließbandarbeit“ mit viel Spaß erledigen.

Krefeld-Fischeln. Es ist das geordnete Chaos. Im Gemeindesaal der Clemenskirche weiß jeder genau, was er zu tun hat: 30 Personen stehen an zwei langen Tischreihen und betreiben Fließbandarbeit mit Spaß - auch wenn jedes Lachen von lautem Papierrascheln geschluckt wird. Endprodukt der ungewöhnlichen Produktionsstraße: 3.500 Tüten voller Obst und Süßigkeiten für alle Fischelner Kinder - pünktlich zum St. Martinszug am Abend muss alles fertig sein.

Die Abläufe sitzen perfekt. Blitzschnell wandert jede Tüte von Hand zu Hand, an jeder Station packt ein freiwilliger Helfer etwas anderes hinein - bei der bunten Füllung sind leuchtende Kinderaugen am Martinsabend jetzt schon garantiert. "In jede Tüte kommen 19 Artikel", sagt Jürgen Schulenburg vom Fischelner St.Martins-Komitee. In der Summe bedeutet dies, dass mehr als 60.000 Einzelteile in die Hand genommen und verstaut werden müssen. Nach einer guten Stunde sind bereits 1.800 der braunen Papiertüten voll, sie bedecken einen großen Teil des Fußbodens. Teamarbeit macht’s möglich.

Der Inhalt reicht von Mandarinen über ein Marzipanbrot, Schokolade, Kaubonbons und Gummibärchen bis zu einer ganzen Packung Spekulatius. "Und natürlich darf der Weckmann auf keinen Fall fehlen", sagt Schulenburg. Der hat den besten Platz in der Tüte: Er liegt ganz oben und wird als letztes eingepackt.

Das erledigt in diesem Jahr Jürgen Blaß. "Ich bin zum ersten Mal beim Packen dabei", erzählt er. "Ich finde es wichtig, die alte Tradition des Martinsfestes für Kinder zu erhalten." So sieht das auch Gisela Jacobs, die mit fliegenden Fingern Schokoriegel in die Tüten packt. "St. Martin bedeutet, mit anderen zu teilen", sagt sie. "Das ist eine wichtige Sache, die Kinder lernen sollten."

Auch Heinz Kempen gehört zu den freiwilligen Helfern. 23Jahre lang hat er den St. Martin gespielt, jetzt möchte er nicht mehr aufs Pferd. Allerdings unterstützt er seinen Nachfolger mit seiner Stimme: "Beim großen Feuer am Marienplatz werde ich auf der Empore stehen und singen", sagt er. "Ich freue mich schon auf den tollen Anblick mit all den bunten Laternen."

Ermöglicht wird die aufwändige Packaktion allein durch Spenden. "Wir gehen jedes Jahr von Tür zu Tür", erzählt Schulenburg. "Wir verteilen Gutscheine für die Tüten und bitten um finanzielle Unterstützung." Den Gutschein gibt es in jedem Fall, kein Kind soll zurückstecken müssen. "Aber das mit den Spenden klappt sehr gut", sagt Schulenburg. "Die meisten geben fünf bis zehn Euro." Das Ergebnis kann sich sehen lassen: In die Tüten wandert nur hochwertige Ware. Billig-Bonbons sind tabu. "Darauf legen wir großen Wert", sagt Schulenburg.

Gegen Mittag ist es schließlich vollbracht, alle Tüten sind prall gefüllt. Jetzt steht die nächste logistische Herausforderung bevor: "Die meisten Kinder holen ihre Tüte mit einem Elternteil ab", sagt Schulenburg. "Im Klartext bedeutet das, dass wir hier am Abend rund 7000 Leute durch den Clemenssaal schleusen." Doch ein Blick auf die vielen Helfer verschafft schon im Vorfeld Gewissheit: Auch das Ausgeben der Tüten wird ganz bestimmt geordnetes Chaos mit Spaß.