Tempelfest: Die Göttin segnet die Menschen und das Land
Krefelder Tamilen feiern mit einem großen und farbenfrohen Umzug.
Krefeld. Es ist ein Rausch der Farben in Blüten, Lichtern und Gewändern, den die Tamilengemeinde für die Göttin Sri Nagapoosani Ampal zelebriert. Zehn Tage dauert das Tempelfest ihr zu Ehren. Es findet am Mittwoch seinen Abschluss und steht unter dem Motto: "Lebe die liebe Welt, und sie soll blühen und gedeihen."
Gestern fand der große Festum-zug mit dem heiligen Wagen Theer statt. Erstmals legten die Gläubigen eine zwei Kilometer lange Strecke vom Tempel Ampal an der Girmesgath über die Westparkstraße zurück. "Wir wollen, dass die Göttin nach draußen kommt und die Menschen und das Land segnet", erklärt die 16-jährige Majura Maheswaran.
Die Gewänder der Frauen leuchten in allen erdenklichen Farben. Sie sind geschmückt mit Perlen und glänzenden Steinen; Blumen schimmern in den schwarzen Haaren. Den "Saree" tragen die älteren, verheirateten Frauen. Sie zeigen auch den Kreis roter Farbe auf der Stirn. "Bei uns ist es immer schön bunt", sagt Arndt-Schülerin Majura.
Es ist aber auch feierlich. Der Tag beginnt mit einem Gottesdienst im Tempel. Rund 300 Tamilen, ebenso barfuß wie die Gäste, besuchen ihn. "Der Ampal steht allen offen, wir freuen uns, wenn die Menschen zu uns kommen", sagt die 16-Jährige. Die betenden Menschen am Altar halten kleine Ständer mit brennenden Kerzen in den Händen und Gefäße mit duftendem Weihrauch. Die Priester werfen bunte Rosenblätter auf die Statue mit dem golden glänzenden Gesicht, die Sri Nagapoosani darstellt. Dann zerschmettern Männer als erste Opfergabe drei Dutzend Kokosnüsse auf Steinen, um Festes und Flüssiges zu trennen.
Begleitet wird die Feier von Naathaswaram, indischer Musik mit ziemlich lauten Trommeln und Tönen wie von einer Klarinette. Dann wird die schillernde Statue aus ihrem Schrein geholt und durch den Tempel getragen. Die Trommelschläger und Tempelbläser gehen voraus, die Gemeinde folgt. Der Zug geht vorbei am Elefantengott in seinem Schrein und an mit Blumenkränzen geschmückten neun Göttern, die Planeten symbolisieren.
Viele Besucher sind gekommen, nicht nur Tamilen. Die Girmesgath ist zugeparkt. Die Kennzeichen reichen bis in die Niederlande. Meist sind es Besucher, die Sri Lanka oder Indien aus dem Urlaub kennen. "Wir sind begeistert", sagen Sybille Laumen und Monika Günther aus Krefeld. "Wir bewundern die Musik und die Atmosphäre und haben großes Interesse am Hinduismus."