Die ganze Stadt wird lahmgelegt

Wie sehr hatten wir gehofft, dass nach der Landtagswahl in Krefeld endlich wieder Sachpolitik gemacht wird. Die lähmende Zeit der unzähligen Wahlkämpfe dauerte schon viel zu lange. Doch statt sich nun endlich mit dem Haushalt 2010 zu befassen, Sparvorschläge zu entwickeln und die Innenstadt voranzubringen, starren Politiker wie Verwaltungsmitarbeiter alle wie gebannt auf ein selbst verschuldetes Loch.

Die Finanzpanne, die sich längst zum -skandal ausgeweitet hat - so viel lässt sich nach dem Zwischenbericht der Firma Treuhandpartner immerhin sagen, zieht sich wie ein klebriger Film über die Stadt und bringt jegliche Sachpolitik zum Stillstand. Die Anschuldigungen, Diskussionen und unsachlichen Verdächtigungen binden sowohl Kraft als auch Zeit der Verantwortlichen.

Selbst wenn es stimmt, dass keine betrügerische Absicht hinter den Vorgängen erkennbar sei, wie Treuhandpartner konstatiert, ist doch unglaublich, was im Fachbereich Finanzen und Liegenschaften seit Jahren - offensichtlich jenseits jeglicher Kontrolle - abgelaufen ist. Wer möchte da noch Kämmerer in Krefeld werden?

Dass jetzt wieder öffentlich schmutzige Wäsche gewaschen wird und die Scharfmacher auf allen Seiten in Stellung gehen, dafür tragen Oberbürgermeister und Stadtdirektorin eine Mitschuld. Zu sehr blockt sie kritische Fragen ab, nährt damit den Verdacht, etwas herunterspielen zu wollen. Ungeschickt auch die Weigerung, mit der Sitzung des Rechnungsprüfungsausschusses in einen größeren Raum umzuziehen. Dahinter wird doch gleich wieder böse Absicht vermutet.

Keine Frage - der Finanzskandal muss aufgeklärt, die Schuldigen müssen zur Verantwortung gezogen werden. Sonst ist eine vernünftige Zusammenarbeit zwischen Politik und Verwaltung nicht mehr möglich. Das zeigt schon der Antrag, zusätzlich einen Anwalt einzuschalten, der sich mit möglichen juristischen Schritten befasst. Der Oberbürgermeister ist angezählt, aber es leidet die gesamte Stadt darunter.