Verordnung zum Haarefärben: Mit dem Ausweis zum Friseur
Gefärbte Haare erst ab 16: Die Friseure in Krefeld sind mit der europäischen Vorgabe einverstanden.
Krefeld. Im Forum von maedchen.de herrscht helle Aufregung. Auf insgesamt sechs Bildschirmseiten, pink gerahmt und floral gemustert, entlädt sich die Empörung. Nutzerin Zitronenflimmern etwa schreibt: „Als ob es nicht schon genug wichtige Probleme gäbe.“ Und JustLikeSuperWoman ist der Meinung, „dass dieses Verbot sinnlos ist“.
Die jungen Damen schimpfen über die europäische Kosmetikverordnung 1223/2009. Sie soll Friseure davon abhalten, Kundinnen unter 16 Jahren die Haare zu färben.
Ursula Kühlen, Obermeisterin der Friseur-Innung Krefeld ist mit dieser Regelung einverstanden. Jungen Mädchen die Haare zu färben sei nämlich schon immer umstritten gewesen: „Die körperliche Entwicklung ist noch nicht abgeschlossen, deshalb sollte man das generell nicht machen.“ Die Rückmeldungen, die sie bisher von den Friseuren zu der Verordnung erhalten habe, seien jedenfalls überwiegend positiv.
Nadine Six, Friseurgesellin bei Haarzauber: „Find’ ich gut, das Gesetz.“ Allerdings befürchtet sie, dass die unter 16-Jährigen sich stattdessen in Drogerien Haarfärbemittel kaufen werden: „Und alles was die damit anrichten, dürfen wir dann wieder ausbügeln. Scheckige Köpfe zum Beispiel.“
Nicht scheckig, sondern grünstichig war die letzte Kolorations-Katastrophe, die Sabine Bern reparieren musste. Das war für die Friseurmeisterin und Inhaberin von Salon Bern kein großes Problem, für die Kundin aber wurde es teuer: „Sie hatte neun Euro in der Drogerie bezahlt. Für meine Reparatur waren es dann 90, inklusive neu färben und schneiden.“ Deshalb plädiert sie dafür, dass auch die Drogerien darauf verzichten sollten, Haarfärbemittel an unter 16-Jährige zu verkaufen: „Sich ohne Anleitung was auf den Kopf zu schmieren, ist nämlich noch schlimmer. Das ist ganz klar Profiarbeit.“
Obwohl sie selbst ein Profi ist, beim Färben vom Haar Minderjähriger war sie schon immer zurückhaltend, auch vor dem Inkrafttreten der europäischen Verordnung: „Wenn eine 15-Jährige mal ein oder zwei Effektsträhnen haben wollte — okay.“ Aber bei allem, was darüber hinaus gegangen sei, habe sie immer versucht „die Mädels davon abzubringen“. Seit es die Verordnung gebe, habe sie allerdings noch niemanden zurückweisen müssen.
Marina Schikowski hat genau das getan: „Die war 14 und sie war nicht gerade begeistert davon.“ Trotzdem bereut die Friseurmeisterin und Salonleiterin bei Hairexpress ihre Weigerung nicht, denn auch sie findet die Verordnung „echt okay“. Denn wenn sie an ihre jüngste Haarfärbe-Kundin zurückdenkt, verspürt sie schon ein wenig Unbehagen: „Die war erst zwölf Jahre alt.“