VHS-Ausstellung: Von den Verlockungen eines Abkommens
Vor 50 Jahren wurden Gastarbeiter aus Portugal für deutsche Firmen angeworben.
Krefeld. Am 17. April 1966 kam der 27-jährige Francisco Batista aus dem portugiesischen Dorf Poiares nach Deutschland. Sein Heimatdorf liegt im Weinbaugebiet des Alto Douro im Nordosten des Landes. Bekannt ist es durch den Portwein. Francisco verließ sich auf die Verlockungen des Anwerbeabkommens, das Deutschland mit Portugal abgeschlossen hatte. Unterzeichnet wurde das Abkommen am 17. März 1964 in Lissabon — exakt am Montag vor 50 Jahren.
Das ist für Meltem Söylemez und Inge Röhnelt Anlass, zu einer Feier mit Ausstellungseröffnung in die Volkshochschule (VHS) am Von-der-Leyen-Platz einzuladen. Die Leiterin des Integrationsbüros und die Chefin der VHS haben zusammen mit der portugiesischen katholischen Mission eine bemerkenswerte Ausstellung erarbeitet. Auf großen Tafeln werden die Schicksale der Gastarbeiter aus dem damals bitterarmen Land dokumentiert.
Eine dieser Tafeln erzählt von der Familie Batista, von Ehefrau Dilma, heute 73, und den beiden Töchtern. Maria-Carminda (45) ist heute Management-Assistentin und die vier Jahre jüngere Christina-Isabell Erzieherin. Zu dieser Geschichte gehört auch der Verweis auf die Salazar-Diktatur, unter der Francisco 1961 im Kolonialkrieg um Goa/Indien in Kriegsgefangenschaft geriet.
Fünf Jahre danach landete er ohne Sprachkenntnisse und fern seiner Familie und Freunde in Bremen. Dort arbeitete der gelernte Autolackierer als Chauffeur, ehe er drei Jahre später nach Krefeld wechselte. Im selben Beruf arbeitete er bei der Firma Becker und Lehanne.
Bürgermeisterin Karin Meincke erinnert an die „Sorgen und Nöte“ der Gastarbeiter und nennt auch die Städte Rostock und Solingen, die mit Zuwanderung und Gewalt verbunden sind. Heute, so Meincke, sei Zuwanderung aus Südeuropa vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise vor allem für junge Menschen wieder ein aktuelles Thema.
Francisco Batista gehörte in den Jahren nach 1969 zu den Gründungsmitgliedern des portugiesischen Familienvereins auf der Jägerstraße. Die Gastarbeiter richteten sich in ihrer neuen Heimat ein. Sie pflegten ihre Sprache und Kultur, die sie auch an ihre Kinder und später Enkel weitergaben. Noch heute leben rund 700 Portugiesen in der Stadt.
„Ich bin Portugiese“, sagt Francisco Batista. „Und das bleibe ich auch. Aber zu Hause bin ich heute in Krefeld.“ Genauer gesagt, am Inrath.