Sicherer geht’s nicht – sagt Bayer

Ortstermin: Der Konzern wirbt um Vertrauen. In Monheim gewährt die Firma tiefe Einblicke in das Projekt, das Tausende von Bürgern in Angst versetzt.

Monheim. Für Guido Baumann ist das Problem der mehr als 50 000 Monheimer, Hildener, Langenfelder, Erkrather und Ratinger auf den Protestlisten keines. Für den Diplom-Ingenieur des Chemiekonzerns Bayer birgt die Kohlenmonoxid (CO)-Leitung von Dormagen nach Krefeld kein Risiko. Er ist von dem Projekt überzeugt, das die Bayer AG einen "mittleren zweistelligen Millionenbetrag" kosten soll, wie es offiziell heißt. Baumann muss freilich überzeugt sein. Er ist einer der Leiter des umstrittenen Projektes.

Die CO-Pipeline ist der Keil zwischen dem Kreis Mettmann, der Bezirksregierung und dem Land. Die Leitung setzt die hiesigen Landtagsabgeordneten unter Druck. Die hatten allesamt die Hand gehoben, als es im Düsseldorfer Parlament um die Leitung geht. Sie bringt Regierungspräsident Jürgen Büssow in Erklärungsnot, weil seine Behörde dem Antrag der Bayer AG allzu leicht stattgegeben zu haben scheint. So zumindest sehen es die Gegner der CO-Pipeline.

Längst drohen alle Versuche zu scheitern, die Pipeline auf politischem Wege zu verhindern. Während die große Gegnerschaft im Kreis Mettmann offenbar nur noch auf Justitia hoffen kann, geht die Bayer AG nun in die Informationsoffensive. Entlang dem Trassenverlauf soll demnächst eine Ausstellung Ängste abbauen. Dort dürfen Anwohner das Material anfassen, aus dem die Pipeline ist. Dort zeigen Filmaufnahmen, was der Stahl alles aushalten kann, durch den des giftige Gas strömt, und wie die Leitung gesichert ist.

In Monheim trafen sich die Pipeline-Fachleute des Konzerns gestern mit zwei Dutzend Medienvertretern, um die Transparenz herzustellen, an der es so lange mangelte. "Dass jemand die Leitung ausgräbt, halte ich für absolut unwahrscheinlich", sagte Baumann.

Wenn aber doch und wenn es jemandem obendrein gelingt, Löcher in den sechs Millimeter dicken Stahl zu bohren, dann setzt Bayer auf sein Sicherheitssystem, das aus Sensoren und einem Massebilanzierungsverfahren besteht. Mit anderen Worten: Wenn in Uerdingen nicht ankommt, was in Dormagen ins 67 Kilometer lange Rohr eingeleitet wurde, dann stellen laut Baumann die Messgeräte das augenblicklich fest.

Und im selben Moment greift der Gefahrenabwehrplan. Das heißt, die Feuerwehren von Bayer und der Städte im Kreis versuchen, Schlimmeres zu verhindern. Noch ist dieser Plan in Arbeit. Aber ohne ihn kann Bayer seine Leitung nicht in Betrieb nehmen.

Die Bayer AG hat die Proteste wohl vernommen, die sich gegen ihre Rohrleitung richten. Ihr sind die Buhrufe auf Podiumsdiskussionen, die Sorgen, die Vorwürfe, die Panikmache nicht entgangen, die das Projekt begleiten, seit die Bürgermeister und deren Bürger begriffen haben, was da durch ihr Erdreich gepumpt werden soll.

Aber auf Transparente und Demonstrationen will Guido Baumann das Sicherheitspaket nicht zurückgeführt sehen, das die Bayer AG um die Pipeline schnürt. "Wir treiben diesen Aufwand, weil wir immer wussten, dass Kohlenmonoxid ein gefährliches Gas ist", sagte der Ingenieur (39).

Dass die Pipeline erstens zu Ende gebaut und zweitens auch benutzt wird, daran zweifelt bei der Bayer-Tochter MaterialScience, welche die Leitung bauen lässt, niemand. Und für Gerd Dressen gibt es dafür auch keinen Grund.

Länge 67 Kilometer

Teile 3700 à 18 Meter Länge

Durchmesser 25, mit Polyethylenbeschichtung 27 Zentimeter

Gewicht 3082 Tonnen

Überdeckung mind. 1,40 Meter

Streckgrenze 232 Tonnen Belastung (zulässig)

Reissfestigkeit 273 Tonnen

Fertigstellung Ende 2007 (geplant)