Fall Mirco: Polizei prüft alle Sexualfälle
Bundesweit wird untersucht, ob der mutmaßliche Täter Olaf H. auch für andere Straftaten in Betracht kommen könnte.
Grefrath/Schwalmtal. Kommt der mutmaßliche Mörder von Mirco auch für andere Straftaten in Frage? Das wird derzeit bundesweit untersucht. Allerdings geht die Polizei derzeit nicht davon aus, dass der 45-jährige Olaf H. aus Schwalmtal zuvor ähnliche Verbrechen begangen hat, sagt Polizeisprecher Willy Theveßen. Der mutmaßliche Täter ist nicht vorbestraft.
Allerdings haben sich aus der ganzen Bundesrepublik Kriminalermittler bei der Sonderkommission Mirco gemeldet. Sie alle wollen wissen, ob die Festnahme des mutmaßlichen Täters im Fall Mirco auch für ihre ungelösten Fälle verantwortlich sein könnte. „Wir haben die DNA des mutmaßlichen Täters in eine bundesweite Datei eingespeist“, sagt Theveßen. „Eine Übereinstimmung mit bereits vorhandenen Proben hätte der Computer innerhalb von drei Sekunden ausgespuckt.“
Damit wies der Polizeisprecher Spekulationen zurück, wonach Olaf H. auch für den Tod von Claudia Ruf verantwortlich sein könnte. Die elf Jahre alte Schülerin aus Grevenbroich war im Mai 1996 spurlos verschwunden und ihre nackte Leiche zwei Tage später rund 60 Kilometer entfernt an einem Feldweg bei Euskirchen entdeckt worden. Sie war entführt, vergewaltigt und erdrosselt worden. Bis heute ist der Mord ungesühnt.
Im Mordfall Mirco rechnen die Ermittler nicht mehr damit, dass die Obduktion des toten Jungen brauchbare Ergebnisse liefern wird. Wie der Zehnjährige ums Leben kam, werde vermutlich nicht mehr feststellbar sein, sagte Theveßen. Olaf H. habe dies zwar gegenüber den Ermittlern gesagt, diese Angaben ließen sich jedoch nicht überprüfen. Die Leiche des Jungen hatte fast fünf Monate im Wald gelegen.
Trotz der Aufklärung des Mordfalles Mirco geht die Arbeit der Sonderkommission weiter. Am Montag erhielten die Ermittler um Kommissionsleiter Ingo Thiel vom Düsseldorfer Innenministerium die Genehmigung, dass die Soko noch bis Ende Februar zusammenbleiben kann. So lange bleiben die Kommissare noch von ihren eigentlichen Dienststellen abgeordnet.
Denn noch gibt es viel zu tun, sagt Theveßen. So gehen die Vernehmungen des mutmaßlichen Täters weiter. Olaf H. hat 25 Jahre im Außendienst eines großen Telekommunikationsuntenehmens gearbeitet. „Wir wollen wissen, war er da gemacht hat, wie er gewesen ist und wie er dazu gekommen ist, eine solche Tat zu begehen“, sagt Theveßen. Dazu sollen auch ehemalige Vorgesetzte und Mitarbeiter des Unternehmens befragt werden. Eine aufwändige Sache, wie Theveßen sagt. So wohne beispielsweise einer in München, ein anderer in Kiel.
Darüber hinaus müssen alle rund 9000 Hinweise im Fall Mirco abschließend bearbeitet werden. Auch die gesamte Technik der Soko muss wieder abgebaut werden. „Schließlich müssen wir den Viersener Kollegen die Räume wieder besenrein übergeben“, sagt Theveßen.
Unterdessen erfährt die Polizei nach dem großen Fahndungserfolg breite Zustimmung. Polizisten werden mit erhobenem Daumen gegrüßt, überall gibt es Schulterklopfen für die Ermittler der Soko Mirco. Und in Westfalen bekamen Polizisten auf der Wache Kuchen gebracht — „weil ihre Kollegen am Niederrhein so tolle Arbeit geleistet haben.“