Polizei geht von Mitwisser im Fall Mirco aus
Seit fast 100 Tagen ist Mirco aus Grefrath verschwunden. Die Polizei geht inzwischen davon aus, dass der Entführer des Kindes einen Mitwisser hat. Der Ermittlungsaufwand ist nach wie vor gewaltig: 15 000 Autos müssen überprüft werden.
Grefrath/Viersen (dpa). Im Fall des verschwundenen Mirco aus Grefrath gehen die Ermittler inzwischen davon aus, dass der Entführer des Kindes einen Mitwisser hat. Es sei sehr wahrscheinlich, dass ein enger Verwandter oder Bekannter den mutmaßlichen Kindermörder decke, sagte Sonderkommissions-Leiter Ingo Thiel am Mittwoch in Viersen.
Mirco wird am kommenden Sonntag seit 100 Tagen verschwunden sein. Die Polizei prüft derzeit alle Selbstmorde in der Region darauf, ob unter den Toten der Täter sein könnte, der dem Fahndungsdruck nicht mehr standgehalten habe. Insgesamt ist der Ermittlungsaufwand weiter immens. So überprüft die Polizei mehr als 15 000 VW Passat Kombi. Die Sonderkommission wurde wieder auf 65 Beamte aufgestockt.
Thiel kündigte an, dass die Ermittler die Weihnachtsfeiertage durcharbeiten werden. Thiel zeigte sich nach wie vor zuversichtlich, den Täter zu finden: „Wenn wir hier abziehen, wird außer Mirco noch einer fehlen.“ Der Täter habe bislang viel Glück gehabt, habe aber durchaus auch Fehler begangen. „Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist unser Mann schon einmal in Erscheinung getreten, wenn auch nicht unbedingt durch ein Sexualdelikt“, sagte Thiel. Trotz zahlreicher Zeugenvernehmungen sei in den vergangenen drei Monaten aber noch niemand als Tatverdächtiger eingestuft worden.
Der Chef-Ermittler kritisierte die Langsamkeit offizieller Rechtshilfeersuchen: „Das Schengen-Abkommen können sie sich an die Wand nageln. Wir bekommen schneller Daten aus Polen als aus den Niederlanden“, sagte der Ermittler. Nur auf dem „kleinen Dienstweg“ funktioniere die Zusammenarbeit unbürokratisch und rasch. Grefrath liegt unweit der deutsch-niederländischen Grenze. Bislang sind bei der Sonderkommission 7700 Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen. Die jüngste Hinweisgeberin sei sieben Jahre, die älteste 97 Jahre alt gewesen. Hinweise seien sogar aus Afrika eingegangen.
Schon jetzt sei der Fall Mirco „einzigartig in der Kriminalgeschichte“, sagte Thiel. So seien bei der Suche neue Ermittlungsmethoden entwickelt worden, zu denen er sich allerdings nicht näher äußern könne. Die Analysen des Landeskriminalamts zu DNA-Spuren dauern weiter an. Mirco war am 3. September bei Grefrath am Niederrhein im Alter von zehn Jahren auf dem Nachhauseweg entführt worden. Zeitweise suchten 1000 Polizisten nach dem Kind. Die Polizei geht davon aus, dass der Junge einem Sexualverbrechen zum Opfer gefallen ist.