Warten auf ein Lebenszeichen
An diesem Samstag ist der Geburtstag von Mirco. Das Leben seiner Familie ist völlig aus den Fugen geraten.
Grefrath. Am Samstag ist Mircos elfter Geburtstag. Doch es gibt keine fröhliche Party in seinem Elternhaus in Grefrath, kein Kinderlachen wird nach draußen dringen. Das Leben der Familie ist völlig aus den Fugen geraten. Die Rollos zur Straßenseite sind heruntergelassen. Der Junge ist seit genau zwei Wochen verschwunden. Die Polizei geht davon aus, das Mirco entführt worden ist. Die Ungewissheit über sein Schicksal wirkt zermürbend. Je länger das Warten auf ein Lebenszeichen dauert, desto größer wird die Angst vor der einen Nachricht, die niemand hören möchte.
Mircos Familie wird psychologisch betreut und erhält in diesen schweren Tagen viel Unterstützung - von Menschen, die es gut mit ihr meinen. Besonders Mitglieder der Christengemeinde stehen ihr bei. "Wir haben täglich Kontakt und machen Mut", so Pastor Norbert Selent (55), der auch am Freitag wieder zu Besuch in Grefrath war. Wichtig sei, dass die Familie "nicht loslässt von der Hoffnung, dass Mirco noch lebt".
Zum Glück sei die Familie groß. Großeltern, Tanten und Onkel wohnen direkt in der Umgebung, so der Pastor. "Sie alle leiden, versuchen aber, sich gegenseitig aufzufangen." Das falle nicht immer leicht, vor allem wenn die Tage grau und regnerisch sind.
Mircos Vater bleibe weiterhin der Arbeit fern. Die Mutter gehe schon einmal mit dem Hund aus dem Haus. Die drei Geschwister besuchten inzwischen wieder die Schule und hätten auch bei der Pfadfindergruppe "Royal Rangers" mitgemacht, bei der auch der Bruder immer dabei war. Hier wird Kindern und Jugendlichen "mit Gottes Hilfe und biblischen Werten eine gesunde, abenteuerliche Alternative zum mediengeprägten Alltag heutiger Kinder und Jugendlicher" angeboten.
Die Berichterstattung im Fernsehen oder in den Zeitungen wird nach dem Eindruck von Norbert Selent nicht allzu intensiv verfolgt. "Am liebsten würde die Familie nichts davon hören." Über den Stand der Ermittlungen informiere die Polizei im persönlichen Gespräch.
In Mircos Hauptschule ist unterdessen wieder ein Stück Normalität eingekehrt ist. "Aber natürlich ist er in unseren Köpfen", sagt Schulleiterin Helmi Röhrig. "Wir haben unseren Alltag als Stütze." Jeder Kollege achte noch mehr auf die Kinder. "Wenn die Kinder Hilfe brauchen, bekommen sie diese sofort."