Kein Spaß — Sicherheit bei Starkregen
Dieser Sommer hat’s in sich: Regelmäßige Gewitter haben laut Krefelder Meteorologen Regen im Gepäck. Verkehrsexperten wissen, wie man sicher durch das Unwetter kommt.
Wuppertal. Hagelkörner so groß wie Golfbälle haben Mitte Mai das Dach und die Blumenausstellung eines Gartencenters in Krefeld zerstört. Sonst ist die Stadt von den Unwettern der vergangenen Wochen weitgehend verschont geblieben. In Düsseldorf dagegen ließen heftige Regenfälle Anfang Juni eine Decke am Hauptbahnhof teilweise einstürzen, Keller und Gullys liefen voll. Noch schlimmer traf es Wuppertal. Dort fiel Ende Mai in wenigen Stunden so viel Regen wie sonst innerhalb eines Monats — und sorgte für Ausnahmezustand: überflutete Straßen, vollgelaufene Keller und Rettungskräfte im Dauereinsatz. „Man konnte gar nicht so schnell gucken, da war das Wasser da“, sagte eine Bürgerin damals.
Für den Krefelder Meteorologen Robin Girmes ist das Wetter sein Geschäft — als Berater für den Energiemarkt übersetzt er es in Preise für den Strom- und Gashandel. Girmes sagt: „Extreme Wettereignisse wie Starkregen sind zwar extrem stark, aber auch extrem selten.“ Dieses Jahr sei, so der Experte, aber ein besonderes: Denn es gibt wenig Wind, der die Wolkenmassen vorbeiziehen lassen könnte. „Deshalb wird dieser Sommer wohl gewittrig bleiben“, sagt der Meteorologe vorher — und damit einher gehen häufig starke Regenfälle. Soviel vorab: „Die E ergie, die bei einem mittelgroßen Wärmegewitter durch Kondensation freigesetzt wird, ist ähnlich gewaltig wie bei einer Atombombenexplosion.“ Aber wie entsteht eigentlich ein Sommergewitter?
Feuchte Luft über der Erde wird von der Sonne erwärmt. Warme Luftmassen steigen nach oben und kühlen sich dabei langsam ab. Es bildet sich Wasserdampf — so wie beim Duschen am Badezimmerspiegel — aus dem Wasserdampf entsteht erst Nebel und später eine Wolke. Dass der Boden aktuell durch immer wiederkehrende Regenfälle ohnehin feucht ist, begünstige die Wolkenbildung, erklärt Girmes. In so einer Gewitterwolke entsteht beim Aufstieg der Luft elektrische Spannung. Diese entlädt sich in Blitzen.
Gewitterwolken sind typischer Weise besonders hoch — „hierzulande können sie in den Sommermonaten zwischen 10 000 und 12 000 Meter erreichen“. Und wegen ihrer Größe sind sie häufig auch für Stark-regen verantwortlich: „Je höher eine Wolke ist, desto kälter wird auch die Luft. Je kälter die Luft, desto weniger Feuchtigkeit kann sie in sich halten, ohne zu kondensieren“, erklärt der Meteorologe. Aus bis zu 12 000 Metern Höhe machen sich dann Wassertropfen oder Hagel auf ihren Weg nach unten, auf die Erde — „und je länger der Weg der einzelnen Tropfen ist, desto mehr Wasser nehmen sie mit nach unten“.
Bei Wetterphänomenen wie Starkregen spielt auch der Klimawandel eine Rolle, wie Girmes erklärt. Denn wo es wärmer ist, ist es automatisch auch feuchter: „Ein Grad wärmere Luft kann schon acht bis zehn Prozent mehr Feuchtigkeit aufnehmen, bei den von Forschern vorhergesagten zwei Grad sind es schon 15 bis 20 Prozent mehr.“ Regen falle in der Folge intensiver aus. Girmes: „Das hat langfristig natürlich auch städtebauliche Konsequenzen — zum Beispiel bei der Planung von Kanalsystemen, die dann größere Wassermengen fassen müssen.“
Starkregen und überschwemmte Straßen haben gerade Autofahrer in der Region zuletzt auf eine harte Probe gestellt. Die Verkehrsexperten des Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs (ADAC) geben Tipps für Fahrer in Notsituationen: „Nicht mit Schwung durch tiefes Wasser fahren“, lautet eine Faustregel. Denn: Wenn Wasser in den Motor gelangt, drohe ein Motorschaden. „Ist die Wassertiefe nicht einzuschätzen, sollten Autofahrer warten, bis sich die Lage entspannt hat, oder nach einer Alternativroute suchen.“
Im schlimmsten Fall können starke Regenfälle lebensgefährlich für Autofahrer werden: Aquaplaning (Aufschwimmen der Reifen auf einem Wasserkeil) macht weder Lenken noch Bremsen möglich. „Aquaplaning kann überall dort auftreten, wo Regenwasser nicht ablaufen kann, also in Senken, Unterführungen, Spurrillen oder Kurven“, warnen Verkehrsexperten. Anzeichen seien eine leichtgängige Lenkung, der Verlust des Fahrbahnkontakts und keine sichtbaren Fahrspuren des vorausfahrenden Fahrzeugs.
Um nicht in eine Gefahrensituation zu geraten, sollten Fahrer bei stärkerem Regen den Fuß vom Gas nehmen, auskuppeln, beide Hände ans Lenkrad legen und die Spur halten. „Nicht bremsen, da sonst Schleudergefahr droht.“ Eine Reifen-Profiltiefe von mindestens vier Millimetern reduziere die Gefahr.
Zum Schluss noch eine gute Nachricht: Selbst wenn ein Blitz bei Gewitter direkt ins Auto einschlägt, sind Fahrer geschützt. „Das Fahrzeug wirkt wie ein Faradayscher Käfig“, so der ADAC, „die Entladung, die bis zu einigen 100 Millionen Volt erreichen kann, fließt über die Gitterstruktur des Blechgehäuses in den Boden.“