Serie "Sommer im Regen" Wetter wie in Wankdorf: Public Viewing zur WM im Regen

Ganz Deutschland bereitet sich auf die Fußball-WM vor. Die Organisatoren von Großveranstaltungen müssen schauen, was sie bei Regen machen.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Es ist vielleicht der bekannteste und legendärste Fußballkommentar Deutschlands. „Sechs Minuten noch im Wankdorf-Stadion in Bern, keiner wankt, der Regen prasselt unaufhörlich hernieder.“ Mit diesem Satz leitete der Radiokommentator Herbert Zimmermann bei der Weltmeisterschaft 1954 sprachlich das entscheidende 3:2 durch Helmut Rahn und damit den ersten WM-Titel für Deutschland ein. Und auch weitere Triumphe sind hierzulande mit extremen Regenschauern im Hochsommer verbunden.

Bei der Heim-WM 1974 zog Deutschland durch einen 1:0-Sieg über Polen ins Finale ein und gewann letztlich den Titel. Das letzte Zwischenrundenspiel ging als „Wasserschlacht von Frankfurt“ in die Geschichtsbücher ein. Und auch auf dem Weg zum vierten Titel 2014 in Brasilien stand ein Spiel wegen Starkregens auf der Kippe. Gegen die vom ehemaligen Bundestrainer Jürgen Klinsmann betreuten USA setzte sich Deutschland im abschließenden Gruppenspiel 1:0 durch, musste sich zuvor aber mit dem Mannschaftsbus durch das teils überschwemmte Stadtgebiet von Recife quälen.

Solch ein Wetter ist zwar extrem, für die Spieler mit anschließender Dusche und Fahrt ins Hotel aber zu verschmerzen. Viel ärgerlicher ist es, wenn sich eine ganze Stadt und ein ganzes Land auf eine Fußballparty in der Heimat freuen. Deshalb gibt es immer mehr Public Viewings, die nicht unter freiem Himmel stattfinden — und damit auch nicht ins Wasser fallen können.

„In diesem Jahr werden wir uns auf das Wesentliche konzentrieren: das Spiel.“

Wolfgang Renno, Vorstand der Kulturfabrik Krefeld

In Düsseldorf wird es in diesem Sommer kein großes Public Viewing geben. Dennoch sollten vor allem in der Altstadt alle Fußball-Fans ihren Platz finden. Von den insgesamt 260 Gaststätten werden laut Sprecherin Isa Fiedler „mindestens 200“ die WM-Spiele übertragen. Dabei können die Gäste zwischen den Innenräumen und vielen teilweise überdachten Terrassen wählen. „Die Wirte sind bestens vorbereitet. Und wir haben ein sehr großes Fassungsvermögen in der Altstadt — mehrere Tausend Gäste finden bei uns Platz“, sagt Fiedler weiter.

Eine weitere Möglichkeit ist das Treibgut an der Ronsdorfer Straße. Dort können mehr als 1000 Gäste bei freiem Eintritt die Deutschland-Spiele in lockerer Atmosphäre und mit „Strandfeeling“ erleben, wie Organisator Stefan Prill sagt. Alternativ bietet das Treibgut mehr als 2000 Quadratmeter Platz in Café und Club des Stahlwerks, in dem es dank Leinwand auch das klassische Public-Viewing-Feeling gibt.

Das größte „Rudelgucken“ in Krefeld veranstaltet die WZ gemeinsam mit der Kulturfabrik. Bis zu 1500 Fans können alle bis zu sieben deutschen WM-Spiele auf zwei Leinwänden und mehreren Großbildfernsehern in den beiden Hallen sowie im Café und im Wintergarten verfolgen — alles überdacht. „Public Viewing hat in der KuFa Tradition. Die Stimmung ist einfach klasse“, sagt KuFa-Vorstand Wolfgang Renno: „In diesem Jahr werden wir uns auf das Wesentliche konzentrieren: das Spiel.“

Das erste beginnt am Sonntag, 17. Juni, um 17 Uhr gegen Mexiko. Gegen die Mittelamerikaner gewann Deutschland das Confed-Cup-Halbfinale 2017 und setzte sich vor genau 20 Jahren in Frankreich im WM-Achtelfinale durch. Die Torschützen damals: der ehemalige Bundestrainer Jürgen Klinsmann und der heutige Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff. Bei größten Public Viewing Wuppertals am Stadion am Zoo ziehen die bis zu 4500 Zuschauer dieses Mal von der Haupttribüne nach draußen auf das Stadiongelände vor der Tribüne. Der Wuppertaler SV trägt während der WM Testspiele aus, ein Umbau würde für den Veranstalter wirtschaftlich keinen Sinn ergeben.

„Außerdem hat es mehr Charme, Fußball im Stehen zu gucken. Vorher hatten wir mehr Sitzpublikum, nun locken wir wieder mehr das klassische Fußball-Publikum an“, sagt Organisator Thomas Klem von der Trendcard GmbH.

Das Risiko eines Regenschauers nehmen die Veranstalter in Kauf. Regensichere Alternativen gibt es in der Hako Event-Arena in Vohwinkel. Dort können bis zu 1000 Zuschauer die Deutschland-Spiele auf einer 30-Quadratmeter-Leinwand verfolgen. Tickets für die Steh- und Sitzplätze gibt es für jeweils drei Euro. Für das Public Viewing im Wuppertaler Brauhaus mit anschließender WM-Party kosten die Karten sieben Euro pro Spiel.