50 Theater kämpfen für Wuppertal

Wuppertal. "Wir wollen retten, was zu retten ist." Holk Freytag gibt ein klares Bekenntnis ab. Wuppertals früherer Generalintendant will am heutigen Welttheatertag ein deutliches Zeichen setzen: "Wir werden nicht kampflos zulassen, dass ein so einzigartiges Haus einfach aufgegeben wird."

Mit "wir" sind nicht nur die direkten Mitkämpfer aus der Intendantengruppe im Deutschen Bühnenverein gemeint. Denn Freytag will nicht allein die ohnehin eingefleischte Theatergemeinde mobilisieren. "Das Schauspielhaus ist der zentrale Anker dieser Stadt", betont er. "Das einzige, was helfen kann, ist öffentlicher Gegendruck."

50 Bühnen aus ganz Deutschland reisen an, um sich mit den Wuppertaler Bühnen solidarisch zu erklären und sich gegen die Schauspielhaus-Schließung zu wehren. An der Spitze der Protestbewegung steht Holk Freytag: "Als ich hier vor mehr als zehn Jahren meinen Abschied gefeiert habe und gerade Vorsitzender der Intendantengruppe geworden war, habe ich zum damaligen Oberbürgermeister Hans Kremendahl gesagt: ,Hans, wenn Ihr jemals Hand an dieses Haus legt, schicke ich Busse.’ Jetzt halte ich Wort."

Dabei will die Intendantengruppe auch jene aktivieren, die nicht unbedingt den Ruf haben, zur festen Theaterszene zu gehören. Mit anderen Worten: Die Veranstalter setzen auf Skater, Motorrad- und Rollschuhfahrer, die die Veranstaltung mit einem Korso in Schwung bringen sollen. Um 12Uhr geht’s los: Der Korso führt vom Schauspiel- zum Rathaus, zur Oper und wieder zurück zum Theater an der Kluse.

Auch nachmittags hoffen die Veranstalter auf eine breite Öffentlichkeit: Um 17.30Uhr wird zwischen Schauspiel- und Opernhaus eine Menschenkette gebildet, wobei die Bushaltestellen als Sammelpunkte fungieren. "Wesentlich ist, dass die Wuppertaler ihre eigene Angelegenheit selbst in die Hand nehmen", so Freytag.

Christian von Treskow freut sich über die Unterstützung der Kollegen. Was sich Wuppertals Schauspiel-Intendant davon verspricht? "Wir sind immer noch der Meinung, dass wir etwas bewegen können. Sonst würden wir das nicht machen." Vor allem von der geplanten Menschenkette erwartet er "eine Energieübertragung von Mensch zu Mensch, von Haus zu Haus".

Auch Christian von Treskow bekennt sich klar zum Schauspielhaus an der Kluse: "Wenn das Wuppertaler Schauspiel eine Zukunft haben soll, muss es eine kleine Spielstätte geben." Eine Experimentierbühne sei nicht nur für seine eigene Sparte, sondern "auch für kleine Opern-Produktionen" unverzichtbar. "Die kleine Bühne ist wichtig, damit wir verschiedene Formate ausprobieren und - in Ergänzung zu den großen Produktionen - auch ein niederschwelliges Theaterangebot machen können."

Auch Opern-Chef Johannes Weigand hält ein breites Angebot für entscheidend, um neue Zielgruppen zu gewinnen: "Wenn man Leute abholen möchte, darf man nicht zwei Etagen über ihnen stehen - wir sind hier im Erdgeschoss." Gemeint ist das Kleine Schauspielhaus, in dem modernes Theater derzeit vor allem junges Publikum anspricht.

Und was wäre, wenn dauerhaft tatsächlich "nur" das Opernhaus bliebe? Christian von Treskow verweist darauf, dass dort nicht gleichzeitig intensive Bühnenproben und Aufführungen stattfinden können: "Ein Haus für drei Sparten geht schon aus Dispositionsgründen nicht - dann blockieren wir uns gegenseitig." Die Folgen seien fatal: Der Schauspiel-Chef prognostiziert sinkende Zuschauerzahlen. "Wer ein Theater zum sterbenden Theater erklärt, darf sich nicht wundern, wenn es heißt: ,Das riecht schon nach Tod.’ Wir stemmen uns mit unseren Aktionen dagegen."