Bergische Marktführer (13): Der Pionier des fairen Handels
Früher war der Geschmack egal, heute geht es um Qualität.
Wuppertal. Rein geschmacklich stellten die Anfänge des Fair-Händlers Gepa ein echte Herausforderung dar. Bis weit in die 80er Jahre hinein stritten sich die Menschen in den Wohngemeinschaften Deutschlands darüber, ob es denn wirklich nötig sei, einen so hohen Preis für etwas mehr Gerechtigkeit auf der Welt zu zahlen. Und sie meinten nicht den Kaufpreis für das Päckchen Kaffee, sondern den Umstand, dass dieser Kaffee eigentlich kaum zu genießen war und selbst nach Aussagen langgedienter Gepa-Mitarbeiter damals tatsächlich noch nach dem Leid der Welt schmeckte.
Doch davon ist bei der Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaften mit der dritten Welt heute nichts mehr zu merken. Längst gilt das Augenmerk auch in klarer Abgrenzung zum Wettbewerb der Qualität. Und häufig gesellt sich zum Attribut „fair“ der zusätzliche Hinweis auf Bio-Qualität. Heute ist die Gepa, die vor einigen Jahren mit einer Neun-Millionen-Euro-Investition den neuen Standort samt europäischen Zentrallager am Gepa-Weg bezog, europäischer Marktführer im fairen Handel. Geblieben ist die Tatsache, dass die Gesellschaft als Händler Preise oberhalb des Weltmarktniveaus zahlt und so die soziale und ökologische Entwicklung in den Herstellerländern fördert.
Das geht so weit, dass jüngst bei der Unterzeichnung eines Vertrages mit der mexikanischen Kaffeegenossenschaft San Fernando der Preis vorläufig offenblieb. Der wird zu Gunsten der Genossenschaft erst dann eingetragen, wenn klar ist, wie sich die Rohstoffpreise weiter entwickeln.
Thematisch reiht sich der aus dieser Genossenschaft stammende Kaffee in die neue Linie der sogenannten Ursprungskaffees ein. Er beinhaltet ausschließlich Kaffee dieser Genossenschaft, wird nicht gemischt. Genau das ist es, was die Kunden den Geschäftsführern Thomas Speck und Robin Roth zufolge fordern. Sie wollen genau wissen, woher die Produkte eigentlich stammen. Und das passt zur Gepa-Strategie, mehr als ausschließlich faire Produkte anzubieten. „Fair plus“ heißt es daher auf den neuen Produkten.
Ein anderes Beispiel dafür ist, dass es nun auch faire Milch gibt — und zwar aus Bayern. Das sorgte für die Einführung der ersten Schokolade mit fairer Bio-Milch aus Deutschland. Und das wiederum belegt einmal mehr, dass die bereits mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnete Gepa seit 1975 immer wieder als Pionier unter den Fair-Händlern agiert.
Insgesamt macht die Gepa rund 40 Prozent ihres Umsatzes mit Kaffee. Den geringsten Anteil liefern mit 4 Prozent die Handwerksprodukte. Dazwischen rangieren Lebensmittel — in dieser Reihenfolge vor allem Schokolade, Tee, Honig, Trockenfrüchte und Nüsse.
Ursprung des fairen Handels waren die Weltläden und Aktionsgruppen. Rund 800 davon gibt es in Deutschland. Und Speck hebt die Eisbrecher-Funktion dieses Vertriebsweges hervor. Der ist auch heute noch der größte, steuert etwa 22,8 Millionen Euro bei, stagniert aber. Deutliche Umsatzsprünge gibt es hingegen in Firmenkantinen und Bildungseinrichtungen, im normalen Einzelhandel sowie im Online-Vertrieb.
Die Gesellschafter der Gepa sind Misereor, Evangelischer Entwicklungsdienst (EED), Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland (aej), Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ und die evangelische Hilfsaktion „Brot für die Welt“.
Die Gesellschafter pumpen kein Geld in die Gepa, um in der Umstrukturierung ausgebliebenen Gewinne auszugleichen. Dieses Geld stammt aus einer Beteiligungsgesellschaft, in der 1500 Kunden etwa 5,8 Millionen Euro zu risikoreichen 3,5 Prozent Rendite angelegt haben.