Hauptsache, ein schöner Listenplatz
Der satirische Wochenrückblick
Nicht alles macht der Mai neu. Für die CDU wurden am Wahlsonntag kurz nach 18 Uhr die kalten Häppchen und die Promibrause schnell warm, während die SPD-Troika nun weiterhin mit dem ÖPNV in die Landeshauptstadt gondeln darf, um für uns Bürger die Millionen einzusammeln. Vielleicht bringen sie „by the way“ mal die paar Millönchen mit, die zum Weiterbau der Trasse fehlen?
FDP-Urgestein Marcel Hafke, der aus Verzweiflung vor ein paar Wochen schon wieder seinen ordentlichen Nebenberuf als Versicherungsmakler aufnehmen wollte, darf ebenfalls weiter die Luft der großen weiten Welt schnuppern. Dass der stadtbekannte CDU-Stratege Rainer Spiecker ebenfalls über einen Listenplatz einen Stuhl im Landtag ergattert hat, ahnte er aber wohl nicht einmal selber. Er ist somit der legitime Nachfolger des ausgesprochen erfolgreichen Vereinskollegens Horst Ellinghaus.
Viel zu sagen hat die CDU im Land ohnehin nicht mehr. Doch was die Schuldfrage angeht, haben sich alle schnell festgelegt: Nicht etwa die unsäglichen Querelen der Wuppertaler Christen in der jüngsten Vergangenheit, sondern Norbert Röttgen trägt die Schuld für das Wuppertaler Wahldebakel. Obwohl der gar nicht weiß, wo Wuppertal überhaupt liegt. Immerhin hat Spiecker angedroht, seine Diätenerhöhung für das Schulmittagessen zu spenden. Es gibt also noch Hoffnung.
Zweite Siegerin ist die Linke Gunhild Böth. Die Älteren werden sich an ihre herzerfrischenden Statements bezüglich des Mauerbaus und der DDR vor zwei Jahren erinnern. Ob sie wohl als Lehrerin zurück ins Johannes-Rau-Gymnasium geht? Eine neue Republik jedenfalls konnte sie trotz erheblicher Bemühungen in zwei Jahren nicht aufbauen. Stattdessen kommen jetzt die Piraten. Deren Kandidaten Olaf Wegner hatte wie Spiecker keiner auf der Liste, aber auch er stand zumindest auf einer drauf. Also: Ab nach Düsseldorf. Eine orangefarbene Krawatte hat er schon. Dass er über keine Erfahrung als Landtagsabgeordneter verfügt, sollte kein Hindernis sein. Die haben andere auch nicht.
Geradezu sensationell erscheint gegen all das die selbstlose Förderung der freien Kulturszene durch den Wuppertaler Kulturfonds — allein in Bezug auf dessen Größenordnung. Satte 30 500 Euro wurden von einer Jury um Monika Heigermoser für 17 Projekte ausgeknobelt. Hoffentlich setzen sich nicht einige Künstler mit der Riesenkohle ins Ausland ab. Dass auf der städtischen Webseite unter der Rubrik Kulturprojekte noch immer das Rex-Theater genannt wird, zeugt von realitätsnaher Arbeit. Bleibt zu hoffen, dass da nicht noch Geld an Kulturschaffende geht, die längst das Zeitliche gesegnet haben. Denn denen hilft nicht einmal mehr ein schöner Listenplatz, Ehrenwort.