Bierhoff, Runge und der Nikolaus
Der satirische Wochenrückblick
Wenn du merkst, dass du bald sterbst, ist Herbst. Diese grandiose Gedichtzeile des Kabarettisten Dieter Hildebrandt wäre im Tal ein beziehungsreicher Slogan. Während die Gewerkschafter rechtzeitig zum bevorstehenden Winterfrost mit Schlagloch-Minigolf ihre sprichwörtliche Geschicklichkeit unter Beweis stellen und ganz nebenbei auf die prekäre Situation unserer maroden Straßen hinweisen, beschäftigt sich die VHS mit der Frage: Wie fit sind Wuppertals Männer? Organisatoren der Veranstaltung sind zwei Personen weiblichen Geschlechts, womit auch der Gleichstellungsgedanke ad absurdum geführt wird.
Bleibt zu hoffen, dass die Lebensabschnittsgefährten der Damen über einen besseren körperlichen Zustand verfügen als die Durchschnittsbevölkerung.
Wenigstens nicht zu beanstanden ist Oliver Bierhoffs physische Fitness. Der wie immer frisch gefönte Held des Wembley-Endspiels 1996 gastierte anlässlich des Unternehmer- und Gründertages augenscheinlich topfit in der Glashalle der Sparkasse. Überraschend erklärte der Sunnyboy zu Beginn seiner Ausführungen, dass er nicht das Präsidentenamt beim WSV anstrebe. Er sei Manager und Unternehmer, also kein Ehrenamtlicher.
Diese Aussage wird Friedhelm Runge gut gefallen: Seit seinem angekündigten Rücktritt überlegt er, welcher Kategorie er angehört. Die Kernfrage des Bierhoff-Themas, "Was kann die Wirtschaft vom Sport lernen?", ist einfacher zu beantworten: In Wuppertal nicht viel, denn hier spielen nahezu alle gegen den Abstieg - wenn nicht gar gegen den Einsturz.
Gottlob nur schockiert war ein Paar in Wichlinghausen, als das Nachbarhaus ganz ohne Erdbeben in sich zusammenfiel. Leider auch nicht völlig überraschend, denn das Ordnungsamt hatte wohl längst das unbewohnte Haus gesperrt. Ahnte es, in welch bedauernswertem Zustand sich die Ruine befand? Was muss eigentlich noch passieren, bevor Eigentümer verpflichtet werden, geeignete Maßnahmen zur Sicherung zu veranlassen?
Der Artikel 14.2 des Grundgesetzes beinhaltet den Grundsatz: Eigentum verpflichtet. Das ist sehr schön, aber wer überprüft das? Es ist nur eine Frage der Zeit, wann es woanders ebenfalls zum Zusammenbruch kommt.
Aber es gibt auch Hoffnung. Während am vergangenen Wochenende das Ruhrgebiet und Teile der rheinischen Tiefebene aufgrund der starken Regenfälle abgesoffen sind, hatte die Deutsche Schwimm-Elite den Kopf über Wasser. In der neu gestalteten Schwimmoper gab es anlässlich der Deutschen Kurzbahnmeisterschaften nichts zu meckern, sondern zur Abwechslung mal Rekorde. Siehste datt, iss (auch) Wuppertal. Und jetzt freuen wir uns alle erst einmal auf den Nikolaus. Am Vorabend des 6. Dezember stellen wir alle unsere Schuhe in den Hausflur und hoffen, dass sie niemand klaut - bestenfalls sind morgens sogar ein paar Süßigkeiten drin, Ehrenwort.