Offen gesagt Drogenszene - Verharmlosen hilft nicht
Den neuen Standort des Drogencafés Cosa zu kritisieren, ist ziemlich vermintes Gelände. Leicht gerät der Kritiker in den Verdacht, Menschenverächter zu sein. Je nach politischer Couleur gerät er schnell in eine ganz rechte Ecke.
Ganz so schlimm ist es dem Geschäftsführer des Bergischen Einzelhandelsverbandes nicht ergangen. Aber allzu viele Freunde wird Ralf Engel sich in bestimmten Kreisen mit seinem Hinweis darauf nicht gemacht haben, dass er das Drogencafé im neuen Wupperpark Ost zwischen Köbo-Haus und Brausenwerth für hoffnungslos deplatziert hält. Die Gründe liegen auf der Hand. Wuppertals Einzelhandel hat es nicht leicht. Das Internet und umliegende Städte zehren an der Kaufkraft. Wuppertal ist schon lange nicht mehr in der Lage, seine Rolle als Oberzentrum zu spielen. Es gelingt nicht einmal mehr, das für Konsum verfügbare Geld in der Stadt zu halten. Düsseldorfs Parkplätze quillen vor allem samstags über von Autos mit den Kennzeichen, W, RS, SG oder ME.
Deshalb setzen viele auf den neuen Döppersberg, hoffen, dass auch Primark und die neue Geschäftsbrücke dazu beitragen, dass Kunden auch aus Wuppertals Nachbarschaft wie früher wieder nach Elberfeld kommen.
Damit das gelingt, müssen ein paar Voraussetzungen erfüllt sein. Das Angebot muss stimmen, die Stadt muss erreichbar und der Aufenthalt darin angenehm und stressfrei sein. Aus Sicht des Einzelhandels ist Letzteres unter Umständen dann nicht gegeben, wenn sich unter die Flaneure Drogensüchtige mischen. Händler fürchten Beschaffungskriminalität, sprich Ladendiebstähle, die es seit Jahr und Tag schwieriger machen, Umsatz und Ertrag in ein vernünftiges Verhältnis zu setzen.
Wer das feststellt, wer die Drogenszene mit ihren Konsumenten und ihren kriminellen Lieferanten dafür verantwortlich macht, der ist deshalb noch längst kein Unmensch. Er vertritt seine Interessen, im Falle Engels sind es gar die Interessen Dutzender Einzelhändler. Und diese Interessen sind berechtigt.
Dennoch ist die Gefahr sehr groß, dass Engel ein einsamer Rufer in der Wüste bleibt. Nachdem der Stadtrat, abgesehen von der erbärmlichen Rübe-ab-Fraktion ganz rechts, für das Café Cosa vis à vis Primark gestimmt hat, müsste schon ein Wunder geschehen und Einsicht vom Himmel regnen. Danach sieht es aber nicht aus. Das Gegenteil ist der Fall. Wie weichgespült Wuppertals Kommunalpolitiker die Drogenszene in der Stadt bewerten, zeigt beispielhaft die Reaktion der Linken. Sie antwortete auf die Äußerungen Engels damit, dass sie fordert, die humane Drogenpolitik müsse fortgesetzt werden. Das stimmt. Wenn auch ein Standort am Rande der Innenstadt im Sinne des Einzelhandels, dessen Kunden und fast aller Wuppertaler vernünftiger wäre.
Lächerlich ist allerdings, dass die Linken in ihrem Pamphlet von Drogengebraucher*innen sprechen. Das ist eine alberne Verharmlosung eines ernsthaften Problems. Drogenabhängige sind süchtig, sie sind krank, sie befinden sich in einem letztlich oft tödlichen Kampf zwischen Konsumieren und Beschaffen. Diesen Kampf mit Drogengebrauch zu verniedlichen, wird der verzweifelten Lage von Süchtigen nicht gerecht. Dass die Linken sich einen Hinweis auf die kriminellen Drogenhändler gleich ganz schenken, zeigt, wie ernst diese Partei das Problem wirklich nimmt. Die Dealer wird’s freuen. Und nicht zuletzt dank der Linken im Stadtrat können sie ihre hässlichen Geschäfte künftig auch noch in einer schönen Umgebung erledigen.