Hähnchenschenkel und Investoren

Der satirische Wochenrückblick

Sommer Ade, Scheidung tut weh. Schon bald ist der vergangene Sommer nur noch die melancholische Erinnerung an die Muschelvergiftung auf Lanzarote oder die geklaute Reisekasse kurz vor Rimini. Viele Wuppertaler Bürger wollten einfach nur dem trüben Alltag entkommen. Kaum zurück sprach keiner mehr über den Euro-Rettungsschirm, sondern spannte gleich mal dauerhaft den Regenschirm auf.

Jetzt geht es zurück in den Alltag. Die Kinder dürfen in frisch renovierten Schulen etwas fürs Leben lernen und die Eltern sind froh, mal wieder auf der A 46 im Sta zu stehen. Auch unsere wackeren Politiker sind in der Mehrzahl heimgekehrt, um sich gewissenhaft auf ihren heißen Herbst vorzubereiten. Denn es liegt einiges an. Spannend bleibt weiter die Scheidung der Christdemokraten, bei der Schiedsrichter Wolfgang Bosbach mit rheinischem Frohsinn auf die sprichwörtliche Toleranz und Weltoffenheit des ehemaligen Karnevalsprinzen Simon trifft.

Politisch spielt das alles freilich keine Rolle, denn alle Beteiligten bleiben Christen und haben nur eines im Sinn: das Wohlergehen der Bürger, die sie gewählt haben. Das scheint tröstlich.

In eine weitere Runde geht sicher auch der Disput um die Nordbahntrasse. Und um die dramatische Frage: wer ist denn nun Bauherr? Die Stadt oder die Wuppertal-Bewegung? Was die weiteren Bauaktivitäten angeht, drängt sich die Frage auf: wann gehen die schützenswerten Amphibien, Fledermäuse und die zuständigen Mitarbeiter der Stadtverwaltung in den verdienten Winterschlaf? Die Antwort weiß ganz allein der Wind.

Rasanten Fortschritt kann man nur beim Umbau des Döppersberg beobachten. Etliche gefällte Bäume und ein paar eingerissene Mauern zeugen von immenser Geschäftigkeit.

Rücksicht genommen hat man dort auch auf lieb gewonnene Traditionen, denn der kunterbunte Hähnchenwagen steht nach wie vor im Eingangsbereich des Bahnhofs, um fleißige Bauarbeiter und Taxifahrer vor dem Hungertod zu bewahren. Da hat mit Sicherheit auch manch einer der Architekten gespeist. Ist das der Grund, dass sie sich mit der Stadt Wuppertal zerstritten haben? Lag gar so mancher Döppersberg-Entwurf in der Schale, in der das Fett der brutzelnden Hähnchen gesammelt wird? Wird der Investoren-Kubus die Form eines Hähnchenschenkels haben und kräht am frühen Morgen Investor Uwe Clees auf dem Dach der Bundesbahndirektion? Ist das gar der Weckruf für Wuppertal? Die Antwort weiß nur der Wind, Ehrenwort.