Handel Zweifel am Factory Outlet Center in Wuppertal wachsen

Immer mehr Menschen in der Stadt gehen davon aus, dass das FOC nicht kommen wird. Der zuständige Investor schweigt dazu.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Vor der Bundesbahndirektion wird gearbeitet. Dahinter auch. Vorne hat das aber mit dem Bahnhofsvorplatz zu tun — die Fläche vor dem FOC wird begrünt. Hinten hängt zumindest ein Baustellenschild, es stehen einige Autos dort und eine Schuttrutsche vermittelt den Eindruck, dass sich etwas in der ehemaligen Bundesbahndirektion tut. Ob und was passiert, weiß man derzeit nicht. Der Bauherr, Alexander Clees, ist seit Wochen nicht zu sprechen. Weder geht er ans Telefon, noch kann sein Pressesprecher etwas zum Stand der Dinge sagen. Es herrscht Funkstille.

Das kennt man in der Stadt. Wer versucht, mit Menschen aus der Wuppertaler Handelswelt über das FOC zu sprechen und von den Versuchen erzählt, Clees zu erreichen, bekommt mitleidiges Lächeln oder aufmunterndes Schulterklopfen. Es heißt, es gebe schon einen Grund, warum man den Mann nicht erreiche.

Rolf Volmerig, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung, ist keiner von denen, die das sagen. Auf der „Retail Inside“ Tour mit Expansionsbeauftragten von Einzelhändlern und Gastroketten hat er den Teilnehmern noch sicher erzählt, dass das FOC entstehen wird — was er gegenüber der WZ wiederholt hat. Er habe keine neuen, anderslautenden Erkenntnisse.

Etwas anders klingt das bei Baudezernent Frank Meyer in einer schriftlichen Antwort an die Plan- und Begleitkommission Döppersberg: „Die Verwaltung hat keinen neuen, konkreten Kenntnisstand. Es liegen auch keine neuen Anträge vom Vorhabenträger bei der Verwaltung vor.“ Es herrscht also Stillstand.

In der Sitzung der Kommission führt Meyer das aus: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass mit der heutigen Bautätigkeit zum 1. Januar ein FOC an den Start geht“, so Meyer. „Never ever“.

Die FDP möchte das geklärt haben. Sie hat kürzlich die Anfrage gestellt, wie es um die Belebung des Döppersbergs steht - schon vor der Ankündigung, dass Primark später öffnet als geplant. Zum geplanten FOC hieß es vom Fraktionsvorsitzenden Alexander Schmidt: „In direkter Nachbarschaft zum leerstehenden Investorenkubus drängen sich viele weitere Fragen in Bezug auf die Belebung der ehemaligen Bundesbahndirektion auf. Auch in diesem schönen Gebäude passiert offenbar nicht allzu viel. Uns interessiert, in welcher Form die Stadt tätig werden kann und ob sie bereits ihre Einflussmöglichkeiten ausgeschöpft hat“.

Auf derselben Tour, auf der Volmerig noch vom entstehenden FOC sprach, war aber auch das Gegenteil zu hören. Marcus Hüttermann, Mitinitiator der ISG Poststraße, hat bei dieser Gelegenheit gesagt: „Machen Sie sich keine Sorgen, das FOC wird nicht kommen.“ Stadt und Investor müssten das nur noch zugeben.

Auch bei der Investorentour der Wirtschaftsförderung in der vergangenen Woche war das FOC zumindest am Rande Thema — schließlich bot der Treffpunkt bei der Eröffnung — die 19. Etage im Sparkassenturm — den gut 100 Anwesenden den besten Blick auf das wunderschöne Direktionsgebäude. Ob sich das in nächster Zeit mit Leben füllt? Eine Frage, die viele der Gäste wohl eher mit „Nein“ beantworten würden. Der, der die Antwort wissen müsste, war nicht anwesend: Alexander Clees.

Die Bauarbeiten, so heißt es von der Wirtschaftsförderung, seien zwar der für Außenstehende sichtbarste Teil der Entwicklung. Vorab müsse aber erst die Planung erfolgen, eine Mindestzahl an Mietern generiert werden. Dafür habe die Clees-Gruppe laut Wirtschaftsförderung einen „echten Profi“ für die Vermarktung des FOC engagiert. Wer kommt rein? Bislang bestätigt hat nur WMF den neuen Standort. Dafür wird das Unternehmen den Sitz im Sticher-Haus an der Herzogstraße aufgeben. „Alles muss raus“, heißt es dort im Schaufenster. Eigentlich sollte der Auszug schon längst erfolgt sein. „Der Mietvertrag läuft noch bis Ende Juni 2019. Unsere Pläne sind, diese Filiale dann zu schließen und in das Factory Outlet Center am Hauptbahnhof Wuppertal, das bis dahin fertiggestellt sein sollte, umzuziehen“, heißt es in einer E-Mail von WMF. Auf konkrete Nachfrage bestätigt das Unternehmen: Ja, der Mietvertrag im Sticher-Haus wurde noch einmal um sechs Monate verlängert. Bereits zum zweiten Mal. Weiter wollte man sich zum Thema FOC derzeit nicht äußern.

Momentan sieht also alles danach aus, dass der Döppersberg baulich Ende des Jahres abgeschlossen sein wird. Die beiden beherrschenden Gebäude im Vordergrund — Kubus (Primark) und Direktion (FOC) — aber noch trostlosen Leerstand bieten werden.