Wuppertal Wuppertaler Einzelhandel ist in Schockstarre
Potenzielle Mieter scheuen Neuansiedlungen in der Wuppertaler Innenstadt, weil nicht klar ist, welche Waren im künftigen FOC angeboten werden.
Wuppertal. Der Einzelhandel in der Elberfelder City hat es schwer. Er muss sich nicht nur gegen die Konkurrenz des Online-Handels behaupten, sondern auch gegen künftige Konkurrenten im City Outlet Wuppertal am Döppersberg. Da bisher noch offen ist, wann das FOC an den Start geht und welche Waren in der früheren Bahndirektion angeboten werden, ist die Verunsicherung groß.
Diese Ungewissheit hat Folgen, wie Wuppertaler Makler bestätigen. Investitionen in der Fußgängerzone verzögern sich, neue Geschäfte siedeln sich aufgrund der unklaren Wettbewerbssituation erst gar nicht an. Obwohl in der Bahndirektion bisher kaum Baufortschritte erkennbar sind, beeinflusst das FOC schon jetzt den Elberfelder Einzelhandel.
Von einer gewissen Schockstarre spricht Makler Michel Baumeister von der IP-NRW Immobilen-Partner GmBH. „Im Einzelhandel werden in der Regel Zehn-Jahres-Mietverträge abgeschlossen und das macht man nur mit einer klaren Perspektive. Nach der Wiedereröffnung der B 7 hatte sich das Geschäft wieder positiver entwickelt, aber wir bekommen die momentane Unsicherheit schon zu spüren“, sagt Baumeister. Im Interesse der gesamten Stadt sei es, dass bei den Planungen des FOC Klarheit herrsche.
„Textil- und Schuhhandel geht es ohnehin nicht gut, die sind deutlich schwächer aufgestellt als noch vor fünf, zehn Jahren. Aber auch den Immobilienbesitzern bereitet die ungeklärte Situation Probleme“, sagt Frank Müller vom gleichnamigen Maklerunternehmen. Nach seinem Kenntnisstand sind die Ladeneinheiten auf der Geschäftsbrücke fast alle vermietet. Unproblematisch sei die Lage auf der oberen Poststraße bis hinauf zu Abeler, aber weiter nördlich würde es sich bemerkbar machen, dass niemand wisse, wie sich die Gesamtsituation des Elberfelder Einzelhandels in den kommenden Jahren entwickelt.
Ralf Engel, Geschäftsführer des Rheinischen Einzelhandelsverbandes in Wuppertal, befürchtet eine lange Hängepartie. „Basler, Esprit und Roland Schuhe haben die Fußgängerzone verlassen, ein Drogeriemarkt, ein Florist und ein Deko-Shop sind dort eingezogen“, nennt Engel aktuelle Beispiele. Da nicht bekannt sei, welche Markensegmente im FOC angeboten werden sollen, werde kein Filialist riskieren, Waren anzubieten, die mit Abschlägen auch im FOC erhältlich sind, so Engel.
Dass es viele offene Fragen zum vorhabenbezogenen Bebauungsplanverfahren gebe, trage zur Verunsicherung bei. Schließlich sehe der Entwurf der Clees-Gruppe für einen Durchführungsvertrag mit der Stadt großzügige Fristen bei der Umsetzung vor. Der erste Bauabschnitt (mindestens 8000 Quadratmeter Verkaufsfläche in der Bahndirektion und ein Parkhaus am Kleeblatt mit mindestens 2000 Stellplätzen) müsste demnach erst drei Jahre nach Rechtskraft des vorhabenbezogenen Bebauungsplanes umgesetzt sein. Weitere Bauabschnitte erst in zehn Jahren. „Bei dem Vertrag handelt es sich lediglich um einen Entwurf des Vorhabenträgers, in dem der seine Wünsche äußert“, sagt dazu Dezernent Frank Meyer.
Mit der Entwicklung des FOC am Döppersberg wird sich demnächst auch der von Oberbürgermeister Andreas Mucke geschaffene Lenkungskreis Einzelhandel beschäftigen. Im Lenkungskreis sollen strittige Themen wie die Organisation der Weihnachtsmärkte oder die Ansetzung der verkaufsoffenen Sonntage in großer Runde diskutiert werden. Dem Kreis gehören Vertreter von Einzelhandelsverband, Industrie- und Handelskammer, Verwaltung, Gewerkschaften und Interessengemeinschaften an. „Wir haben für die nächste Sitzung die Clees-Gruppe und den FOC-Betreiber eingeladen, um über inhaltliche Vorstellungen und Zeitpläne zu sprechen“, sagt Oberbürgermeister Andreas Mucke. Michael Wenge, IHK-Hauptgeschäftsführer, begrüßt die Gründung des übergeordneten Gremiums und ist überzeugt, „dass der Lenkungskreis ein anderes Gewicht hat, da alle Akteure an einem Tisch sitzen“. Entscheidungsbefugnisse hat der Lenkungskreis allerdings nicht.