Wuppertaler Engel Hans-Joachim Jätschmann - Ein Mann für wirklich alle Fälle
Hans-Joachim Jätschmann berät Menschen bei Fragen des Alltags — seien es Handy- oder Mietverträge oder aber die Suche nach Arbeit.
Wuppertal. Ein teurer Handy-Vertrag, der nicht zum Budget passt? „Ich kann da mal anrufen, aber bis zum Ende der Kündigungsfrist müssen Sie wohl noch bezahlen“, sagt Hans-Joachim Jätschmann. „Bringen Sie mir erst einmal alle Unterlagen.“
Mohamad Ali Dib nickt dankbar. Die irakische Mutter von fünf kleinen Kindern soll in eine unrenovierte Wohnung ziehen, in der lose Stromkabel aus der Wand schauen? „Wir versuchen, mit der Wohnungsgesellschaft zu verhandeln“, verspricht Jätschmann. Fast jeden Tag kommt der 67-Jährige in den Stadtteiltreff des Sozialdiensts katholischer Frauen (SkF) an der Heinrich-Böll-Straße. Von 11 bis 13 Uhr berät er dort Menschen unterschiedlichster Nationen.
„Ich habe diese ehrenamtliche Arbeit aufgenommen, weil ich den Leuten gerne helfen will“, erklärt Jätschmann. Immer wieder erlebt er, wie er den Menschen mit seiner Vermittlung helfen kann. Allerdings gibt es auch Fälle, wo seine Hilfsbereitschaft ausgenutzt wird oder Menschen beratungsresistent sind. So erzählt er von einem jungen Mann, der nicht begreifen wollte, dass sein ÖPNV-Ticket nur in Wuppertal gilt. Immer wieder fuhr er damit nach Essen und musste mehrfach Strafe bezahlen. Ein gutes Stück Frusttoleranz ist für diese ehrenamtliche Arbeit nötig.
Doch dann wieder erfährt Jätschmann große Dankbarkeit für seine Hilfe. Zu manchen Kunden hat er im Laufe der Jahre Freundschaften aufgebaut. „Für die syrische Familie hier oben drüber habe ich eine Patenschaft übernommen“, erzählt er. Mit dem Sohn war er neulich sogar beim Elternabend. Für einen anderen syrischen Freund hat er extra einen Gebetsteppich bereit gelegt. „Der findet das toll, dass ich als Deutscher daran denke, dass er beten will“, sagt Jätschmann.
Er begleitet seine Kunden auch zum Jobcenter, wenn es nötig ist. Und er versucht ihnen zu vermitteln, wie wichtig das Erlernen der deutschen Sprache ist. „Die Sprachschwierigkeiten sind das größte Problem überhaupt.“ Oft muss er den Migranten erklären, dass sie einfach Geduld haben müssen. Dass die Bearbeitung des Kindergelds nun einmal lange dauert - unter anderem deshalb, weil in einigen Ländern die Frauen einen anderen Namen tragen als die Männer.
Manche Geschichten lässt Jätschmann nicht zurück, wenn er nach Hause zurückkehrt. So sei ein Freund von ihm im Iran zum Tod verurteilt worden, weil er sich weigerte, zum Islam zu konvertieren. Oder Menschen, die in Aleppo ein gutes Leben als Geschäftsleute führten und deren Existenz durch den Krieg komplett zerstört wurde.
Vieles an der deutschen Kultur sei seinen Kunden sehr fremd: „Dass ich Single bin, ist für die unvorstellbar“, sagt der ehemalige Bahn-Mitarbeiter. Er findet es jedoch sehr wichtig, dass die Zugezogenen Verständnis für solche deutschen Lebensweisen entwickeln. Dafür sei, ebenso wie für die Sprache, der Kontakt entscheidend: „Wir müssen versuchen, die Leute in unser aktives Leben einzubeziehen.“ Seine deutschen Freunde hätten dafür nicht immer Verständnis. Doch dem Rentner liegt das am Herzen.