Bilder erzählen Geschichte Historische Bilder: Luftschiff Fliegender Musketier zog die Blicke auf sich
Das erste Luftschiff einer Mülheimer Firma trug den Namen der Wuppertaler Brauerei Wicküler — und verschaffte WZ-Fotograf Kurt Keil die Gelegenheit zu besonderen Bildern.
Wuppertal. Majestätisch schwebte es über der Stadt. Weckte träumerische Gedanken und die Lust auf einen kühlen Schluck. Denn es trug den Namen Wicküler in die Welt: Das Wicküler-Luftschiff. An seine Besuche im Luftraum über dem Tal erinnert sich der langjährige WZ-Fotograf Kurt Keil sehr gut. Er durfte auch einmal mitfliegen.
„Wicküler-Zeppelin“ wird das Gefährt oft genannt, doch ein Zeppelin war es nicht — die haben ein starres Gerüst und sind kein „Prallluftschiff“ ohne Gerüst, auch „Blimp“ genannt. Das Luftschiff mit dem Schriftzug „Wicküler“ und der bekannten Zeichnung der zugehörigen Werbefiguren — der drei Musketiere — wurde 1972 bei dem Mülheimer Unternehmen WDL Luftschiffgesellschaft gebaut. Es war das erste Luftschiff des frisch gegründeten Unternehmens. Es hieß „Der fliegende Musketier“. „Das war damals ein echter Knüller“, sagt Kurt Keil.
Günter Pröpper, damals Starspieler und Torjäger des Wuppertaler SV, erinnert sich an eines der ersten Heimspiele nach dem Aufstieg des Vereins in die Bundesliga — gegen Bayern München. „Das Stadion war proppevoll. Viele Prominente waren da. Da kam der Zeppelin übers Stadion. Das war eine Attraktion.“ Vor dem Spiel und auch in der Halbzeit sei das Luftschiff über sie hinweggeschwebt. „Da passte alles“, findet Pröpper im Rückblick. Und glaubt: „Gegen Bayern München, das war natürlich ein Highlight. Bei einem Spiel gegen einen anderen Verein wäre das nicht so gut angekommen.“
Ob das Luftschiff auch während des Spiels über dem Stadion zu sehen war — daran erinnert er sich nicht. „Da hat man als Spieler anderes im Kopf.“ Er hat auch keine Erinnerung daran, dass das Wicküler-Luftschiff noch weitere Hingucker für Fußballfans bot.
Kurt Keil berichtet: „Bei vielen WSV-Spielen flog das Luftschiff über das Stadion und konnte per Leuchtschrift dem WSV gratulieren, Sprüche wie ,Herzlichen Glückwunsch zum 1:0’ konnte die Besatzung von oben runter schicken. Sobald man es am Himmel brummen hörte, wusste man, die ,Wicküler Musketiere’ kommen.“
1992 gab es ein zweites Wicküler-Luftschiff. Die Wicküler Brauerei unternahm den Versuch, an den früheren Werbeerfolg anzuknüpfen. Und der WSW war auf dem Weg zumindest wieder in die 2. Liga aufzusteigen.
Mit dem zweiten Luftschiff verbindet den langjährigen WZ-Fotograf ein besonderes Erlebnis, denn er durfte nach dessen Taufe auf dem Mülheimer Flugplatz eine Runde mitfahren. Der Ausdruck „fliegen“ ist übrigens bei Fahrten im Luftschiff verpönt.
Die Luftschiffe waren nicht nur Werbeträger, sondern hatten auch eine Fahrgastgondel, in der rund zehn Passagiere die Aussicht genießen durften. „Ich hatte das Glück, eine Runde drehen zu dürfen“, erzählt Kurt Keil. Meistens hätten die Piloten Kurs über die Stadt Essen oder sogar Richtung Norden genommen. Er habe darauf gedrängt, die Heimat der Musketiere anzusteuern. Er hoffte auf schöne Luftbilder von Wuppertal. Doch der Pilot habe gezögert: „Er sagte, das schaffen wir nicht, wir haben nur eine Stunde Zeit und es ist ungewiss, wie der Wind auf dem Rückweg weht.“ Ihm sei es dann aber schließlich doch gelungen, den Piloten zu überreden.
„Mit Ach und Krach haben wir das Sonnborner Kreuz erreicht.“ Schnell konnte Kurt Keil noch einige Fotos vom Stadion am Zoo machen, wo gerade die neue Haupttribüne erbaut wurde — eine einmalige Gelegenheit für ihn. Dann ging es wieder zurück zum Flugplatz Essen-Mülheim.