Wahlkampf in Wuppertal Strauß’ größter Auftritt war in Wuppertal
Im Wahlkampf 1980 sprach der Kanzlerkandidat von CDU/CSU im Stadion am Zoo vor 26 000 Zuhörern — so vielen wie nie zuvor.
Wuppertal. Es war zwei Tage vor der Bundestagswahl 1980: Für die beiden Unionspartien war der bayrische Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende Franz-Josef Strauß angetreten, hatte den SPD-Kanzler Helmut Schmidt heraus gefordert. In Wuppertal riss er seine Zuhörer mit. Doch am Ende reichte es nicht für den Wahlsieg. WZ-Fotograf Kurt hielt den großen Auftritt fest und ist bis heute beeindruckt: „Das war die größte politische Veranstaltung, die es jemals im Bergischen Land gab.“ Mit Fotos unseres ehemaligen Fotografen Kurt Keil erinnern wir in loser Folge an wichtige Ereignisse in der Stadtgeschichte.
Paul Westebbe, heute Kreisgeschäftsführer der CDU, findet auch: „Das war ein großartiges Event.“ Er war damals in einem anderen Kreisverband aktiv, hatte eine Einladung zu der Veranstaltung bekommen. „Es war wirklich bemerkenswert.“ Der 1988 verstorbene Politiker sei „eine beeindruckende Persönlichkeit“ gewesen: „Jedem der Gäste, die ihm vorgestellt wurden, ist er sehr offen und sehr persönlich begegnet.“
Die Umgangsformen des Politikers sind auch Hans-Jürgen Lichtenberg in Erinnerung. Er hat damals als Wuppertaler Parteivorsitzender und Landtagsabgeordneter den Kanzlerkandidaten damals eingeladen. „Er hat mir zugesagt, dass er kommt, also haben wir das Stadion gemietet.“ Weil Strauß als Person damals auf starkes Interesse stieß, hätten sie fünf Mark Eintritt nehmen können: „Damit hatten wir alle Kosten gedeckt“, erzählt Lichtenberg.
Kurt Keil erinnert sich, dass Strauß bei einer früheren Veranstaltung in Barmen ausgepfiffen und mit Eiern beworfen wurde. Das habe man verhindern wollen, indem man diesen Auftritt ins Stadion verlegte, dessen Zugang kontrolliert werden konnte.
Zu Beginn der Veranstaltung spielten diverse Kapellen. Kurt Keil bestätigt: „Das war kernig.“ Und Paul Westebbe erinnert sich, dass einige seiner Nachbarn auf der Tribüne auf die Wiese stürmten, als die Musik zum ersten Mal losging. Es kam aber nicht Strauß, sondern nur Herbert Nolte, der die Veranstaltung als Kreisgeschäftsführer organisierte. Strauß kam später. Als er dann sprach, seien die Zuhörer begeistert gewesen: „Als Redner konnte er jedes Publikum mitreißen“, erklärt Westebbe. Während er erzählt, fällt Paul Westebbe ein, dass die Eintrittskarte zur Veranstaltung noch später Lesezeichen nutzte — in den Strauß’ Memoiren.
Lichtenberg erinnert sich besonders daran, wie sie nach dem Auftritt noch zusammensaßen. Strauß habe sie in seinen Wahlkampfbus gebeten, der zu einem Club umgebaut war. „Das war eine sehr gelöste Atmosphäre.“ Und Strauß sei „ein unglaublich höflicher Mensch“ gewesen, ganz anders, als er in seinen Reden wirkte. „Schon beim Betreten des Busses ließ er uns den Vortritt, dann beim Kaffeausschank.“ Auch mit seinen Mitarbeitern sei Strauß sehr gut umgegangen. Hans-Jürgen Lichtenberg hat sich auch über den Brief gefreut, mit dem sich Strauß später bei ihm bedankt hat. Darin habe er auch geschrieben, dass das seine bis dahin größte Veranstaltung war.
An dem Abend in Wuppertal habe der Kandidat ihnen auch gesagt, dass die Stimmen für ihn noch nicht reichten, dass sie sich aber bis zur Wahl noch stärker engagieren würden. „Viele haben damals gesagt: ,Noch zwei Wochen mehr, und er hätte gewonnen’“, erinnert sich Lichtenberg. „Denn je mehr ihn hörten, desto mehr merkten: ,Der ist ja gar nicht so, wie er immer dargestellt wird’.“