Bilder erzählen Stadtgeschichten Historische Bilder: Als im Stadion am Zoo die Motoren heulten
1971 drehte ein Rennwagen einige Runden auf der Radrennbahn im Stadion am Zoo. Anlass war eine Sportshow mit dem Namen Stadionkarussell.
Wuppertal. In den 1970er Jahren, als die Radrennbahn im Stadion am Zoo noch komplett erhalten war, lockten große Veranstaltungen wie das Stadionkarussell die Massen an. Mit Sport und Show wurden die Zuschauer unterhalten, wobei alle Möglichkeiten der vielseitig nutzbaren Sportarena ausgeschöpft wurden. „Beim Stadionkarussell stellten sich die Wuppertaler Sportvereine vor. Es wurde zum Beispiel Tanz und Gymnastik geboten. 1971 drehte ein Rennwagen einige Runden auf der Radrennbahn, den man eher auf dem Nürburgring vermutet hätte“, erinnert sich der frühere WZ-Fotograf Kurt Keil.
Tatsächlich handelte es sich bei der Fahrt um eine Showeinlage, denn Autorennen fanden im Stadion am Zoo nicht statt. Allerdings spielten PS in der langen Geschichte der 1924 erbauten Sportarena durchaus eine wichtige Rolle. So wurden auf der 500 Meter langen Betonbahn sogar Motorradrennen ausgetragen und es fanden dort die legendären Steherrennen statt, bei denen Asse wie Walter Lohmann hinter ihren Schrittmachern, die auf wahren Höllenmaschinen unterwegs waren, in die Pedale traten.
Das Stadion am Zoo war 1924 als Multifunktionsanlage eingeweiht worden. Rasenspielfeld, Aschenbahn und Radrennbahn verhalfen der Arena zu einem glänzenden Ruf als Austragungsort vielfältiger internationaler Wettkämpfe. Die schnelle Radrennbahn mit ihren steilen Kurven war eine besondere Attraktion. Fast in Reichweite sausten die Radrennfahrer an den Gästen auf dem Balkon der Stadiongaststätte vorbei. Motorradrennen blieben die Ausnahmen, denn nach schweren Unfällen war diese Ära wieder vorbei.
Bei den Steherrennen ging es aber nicht weniger rasant zu. Ohrenbetäubend muss der Lärm der Spezialmotorräder gewesen sein, in deren Windschatten die Radrennfahrer auf Geschwindigkeiten von über 100 Stundenkilometer kamen. Am 25. Oktober 1955 stellte der Bochumer Walter Lohmann einen Weltrekord für die Ewigkeit auf, als er 100 Kilometer in 1:03:40 Stunden zurücklegte. Die Rekordfahrt am späten Abend unter Flutlicht wäre nach Protesten von Anwohnern fast wegen Ruhestörung abgebrochen worden.
Die Leistungen Lohmanns waren zum einen seinen Fahrkünsten und zum anderen der Technik von Rädern und Motorrädern zuzuschreiben. Wenige Millimeter Abstand zu der sogenannten Rolle am Hinterrad des Motorrades musste Lohmann über eine Stunde in rasender Fahrt halten. Zudem trat er eine gigantische Übersetzung von 68:12, die heute bei Steherrennen auf 54:13 begrenzt ist.
Die große Zeit der Steherrennen ging zu Ende, als König Fußball das Stadion am Zoo übernahm. Das Foto von Kurt Keil zeigt, wie sehr bereits zu Beginn der 1970er Jahre der Zahn der Zeit an der Bahn genagt hatte. Die Radrennbahn wurde nun für viele junge WSV-Fans in den Kurven zur Zusatztribüne. Später wurde sie teilweise überbaut. Radrennbahn und Aschenbahn sind seit 2008 endgültig Geschichte, als die Stehtribünen auf beiden Seiten dicht an die Tore rückten.