Hör ma: Bergische Brüder

Jürgen Scheugenpflug ist Wuppertaler Kabarettist und Leiter der Kabarett-Academy. In seinem satirischen Wochen-Rückblick kommentiert er Ereignisse aus dem Stadtleben.

Volker Ronge, der es als Prorektor und anschließend alsHochschulrektor immerhin 17 Jahre an der Wuppertaler Uni ausgehaltenhat, rechnet ab. Nun versteht der Normalo sicher nicht alles, was derAkademiker gegen Wuppertal ins Feld führt. Dass er unser Tal als urbaneDiaspora bezeichnet, ist hart. Aber leider in Teilen wahr.

Das spürtman frühestens am Hauptbahnhof Wuppertal Elberfeld, spätestensschließlich, wenn man selbigen verlässt. Dann kann man dieProvinzialität sogar riechen. Aber das wird sich ändern, Herr Ronge.Versprochen! Denn wo so prominente Wuppertaler Politiker für dieSanierung kämpfen "wie die Löwen", ist eine Menge Licht am Ende desverrußten Tunnels.

Und dann hat er auch noch gepetzt, dassdie Mehrzahl der Professoren nicht in Wuppertal wohnt - eineUniversitätsstadt aber davon lebe, dass sich Studenten und Professorenabends in der Kneipe begegnen. Und was machen die da und Sie da, HerrRonge? Hoffentlich nicht gemeinsam Komasaufen, denn dann wäre derVorteil schnell wieder verspielt.

Bleibt nur noch eineFrage offen: Was wird mit der goldenen Schwebebahn, die Herrn Rongeverliehen wurde? Hat er sie in der Zwischenzeit heimlich schwarzumlackiert, weil er ahnt, dass nicht alles Gold ist, was glänzt? Wennja, wohin nimmt er sie mit?

Sicher nicht nach Remscheid,denn da ist jetzt das Chaos ausgebrochen. Jürgen Müller, Stadtdirektorund Kämmerer der Stadt , hat im Dienst gepokert. Aber nicht TexasHoldem, um sich für das Fernsehturnier mit Stefan Raab zuqualifizieren. Sondern auf Kosten des Stadtsäckels, das ein ähnlichesDefizit aufweist wie der Staatshaushalt von Tansania.

Eswar keine gute Idee, dass der Kämmerer einer so verschuldeten Stadt wieRemscheid mit einem lausigen Blatt "all in" geht Ja, der Müller istkein Knauserer und deshalb fortan kein Kämmerer mehr. Aber ihm bleibtja noch das Amt des Stadtdirektors. Und wenn er das auch nicht mehrmachen darf, bleibt als Versorgeinstanz mit Piepen immer noch seineEhefrau. Roswitha Müller-Piepenkötter, NRW-Justizministerin. Gott seiDank ist sie voriges Jahr nicht über den Gefängnismord in Siegburggestolpert. Denn sonst wären die beiden Müllers ganz schön arm dran undnur noch normale Piepenkötters.

Früher hätten wirWuppertaler über das Missgeschick der Nachbarstadt im Stillengeschmunzelt. Seit aber die Bergischen Städte durch die schönenAktivitäten der Regionale 2006 zu Brüdern und Schwestern geworden sind,rührt uns das Schicksal der Remscheider Untertanen doch ziemlich. Zumalwir uns noch lange schmerzlich an den Wuppertaler Korruptionsskandalund dessen politische Landschaftspflege erinnern.