Leben im Denkmal (20): Bayers „heimliches Schätzchen“
An der Friedrich-Ebert- Straße wird am Haus von Friedrich Bayer jun. der Wintergarten saniert.
Elberfeld. Friedrich Bayer jun. war reich. Wahrscheinlich um die Wende vom 19. auf das 20. Jahrhundert sogar der reichste Mann Elberfelds. Dass der Sohn des Firmengründers Friedrich Bayer natürlich auch dementsprechend logierte, liegt auf der Hand. Und doch war es eher ein Reihenhaus, das er in den 1880er Jahren an der Königstraße 146 — heute Friedrich-Ebert-Straße 146 — erwarb. Von einer Villa im Briller Viertel, was damals schon als deutlich repräsentativer galt, hielt er offenbar wenig und wollte lieber in der Nähe seiner Firma wohnen.
Heute ist das „Bayer-Schlösschen“ ein „heimliches Schätzchen“, wie es Manfred Zander von der Eigentümergemeinschaft nennt. Die schicke, aber dennoch unscheinbare Fassade lässt kaum erahnen, welcher Anblick im Inneren und erst recht im Garten auf Besucher wartet. Der Anbau — 1895 entstanden — nach hinten raus, stilecht mit Türmchen und Wintergarten, hat wirklich etwas von einem Schlösschen. „Dabei tritt es aber nach außen hin nicht in Erscheinung“, sagt Zander, Fachanwalt für Arbeitsrecht in der Kanzlei RSW. Nur wenige Wuppertaler dürften es kennen.
Heute ist Bayers ehemalige Wohnstätte vor allem ein Bürohaus. Neben der Anwaltskanzlei hat auch das Architekturbüro „Gruppe 3“ dort seine Heimat gefunden — im ehemaligen, gut 122 Quadratmeter großen Rittersaal. Dort führte Friedrich Bayer einst die Gespräche mit seinen Geschäftspartnern und dort wurde auch gefeiert. Die originale Vertäfelung ist immer noch erhalten, ebenso wie die prächtigen Kaminrahmungen — und die Empore, auf der früher das Orchester spielte und heute das Büro Akten lagert.
Ein kleines Sorgenkind der Eigentümer ist aber der Wintergarten, der ebenfalls Ende des 19. Jahrhunderts angelegt worden war. Der Zahn der Zeit hat ordentlich an dem Gebäudeteil genagt, in dem sich Friedrich Bayer, umrahmt von tropischen Pflanzen und Marmorplastiken, nur allzu gern vor dem Wuppertaler Schmuddelwetter flüchtete. Dazu lädt der Wintergarten, den jetzt das Architekturbüro nutzt, allerdings kaum noch ein.
„Wir müssen restaurieren“, sagt Miteigentümer Zander. An einem Denkmal sei „ohnehin immer etwas zu tun“. Jetzt wäre der Wintergarten dran. Ein Mammutprojekt, für das es kürzlich auch einen Zuschuss von 70 000 Euro gab (siehe Infokasten). Aber nur ein Zuschuss, wie Zander betont. Die Sanierung wird deutlich mehr kosten. Zwei Bauabschnitte sind geplant, wie Architekt Ralf Peters von der Gruppe 3 erläutert. Unter anderem muss die Stahlkonstruktion wegen Problemen mit der Statik ausgebessert werden. Ein Bauantrag liegt bereits zur Prüfung bei der Stadt. „Ist der beschieden, könnte es schon bald losgehen“, zeigt sich Peters optimistisch.