Lokalpolitik nach Art des Rat-Hauses

Die Stadtverwaltung ist dafür, den Carnaper Platz an die Wuppertaler Stadtwerke (WSW) zu verkaufen. Voraussetzung: Diese Entscheidung muss erst von den politischen Gremien beschlossen werden. So ließ es der Kämmerer die Leser dieser Zeitung am Donnerstag wissen.

Ein Kommentar von Lothar Leuschen.

Foto: Michaelis, Judith

Mit Verlaub: Selten so gelacht, Herr Slawig.

Ganz Wuppertal weiß doch, wie das Votum der Großen Kooperation von SPD und CDU ausfällt, wenn der Kämmerer keine Einwände hat. Die Stadtwerke werden den Platz bekommen und sich darauf ein schönes neues Palästchen bauen.

Dabei verdient das Thema eine ergebnisoffene Debatte. Vielleicht hat es die im Hinblick auf die reichlich verkorkste politische Kultur in Wuppertal sogar dringend nötig. Denn mit dem Verkauf und der Umnutzung des Carnaper Platzes verliert Barmen eine zentrale Veranstaltungsfläche. Kirmes war seit Jahr und Tag mit dem Platz und Barmen verbunden. Das galt beispielsweise auch für den Mitmachzirkus Casselly und Zirkus überhaupt. Damit ist es vorbei, wenn die Stadtwerke dort ihre neue Zentrale bauen lassen. Für die Barmer wäre das ein Rückschritt, zumal die Interessengemeinschaft der Händler und Immobilienbesitzer am Werth seit Monaten mit bemerkenswertem Elan darum kämpfen, ihren Stadtteil aufzuwerten.

Erlaubt ist auch die Frage, ob es für die WSW wirklich ein neues Domizil sein muss, dass bisherigen Erkenntnissen zufolge summa summarum etwa 30 Millionen Euro kosten soll. Ginge es nicht ein paar Nummern kleiner und dann auf einer anderen Fläche? So gut stehen die WSW doch auch wieder nicht da. Der ÖPNV ist wie fast überall in Deutschland defizitär, das Geschäft mit den Erneuerbaren Energien läuft eher schleppend an, und in Wilhelmshaven steht ein Kohlekraftwerk, das nicht ans Netz geht und den Wuppertaler Stadtwerkern mit 80 Millionen Euro wie ein Klotz am Bein hängt. Das ist nicht der Stoff, aus dem Neubauträume sind. Schon gar nicht welche, die 30 Millionen Euro kosten.

Umso schädlicher sind politische Entscheidungen, die allenfalls scheinbar auf offenen Diskussionen beruhen. Im Kooperationspapier von SPD und CDU steht etwas von Bürgerbeteiligung und Transparenz. Der Carnaper Platz und der Neubau für die WSW sind eine Chance, diesen Worten Taten folgen zu lassen. Lokalpolitik nach Art des Rat-Hauses wäre das Gegenteil davon: enttäuschend und ärgerlich.