Offen gesagt: Investoren haben Wuppertal am Haken
Anfang der Woche hat die Stadtverwaltung gehandelt. Endlich. Das Haus an der Baumeisterstraße drohte einzustürzen. Also musste es abgerissen werden, egal, was der Eigentümer davon hält. Er hatte sich ohnehin jahrelang nicht mehr um das eigentlich sehr schöne Gebäude gekümmert.
Dessen Schicksal teilen einige Dutzend Häuser in Wuppertal. Auch sie werden über kurz oder lang verschwinden müssen. Aber was kommt danach? So wie es derzeit aussieht, nichts Gutes und schon gar nichts Besseres. Vielerorts wachsen mit dem Segen von Stadtverwaltung und Kommunalpolitikern seelenlose Kaninchenställe aus dem Boden. Wer dachte, dass die seltsam unpassende Architektur an der Ecke Luisen-/ Briller Straße vor einigen Jahren nur ein Ausrutscher gewesen ist, der muss heute nur ein paar Meter weitergehen. Dort entstehen an der Platzhoffstraße auf engstem Raum drei Betonwürfel, auf dass möglichst viele Wohnungen auf möglichst wenig Grundfläche passen. Nun ist gegen Profit nichts einzuwenden. Im Gegenteil. Aber das Streben danach muss den Blick auf das wunderbare Briller Viertel nicht derartig verunstalten.
An dieser und einigen anderen Stellen in Wuppertal entsteht zunehmend der Eindruck, dass die Verantwortlichen im Rathaus ihren Gestaltungswillen verloren haben. Nach dem Motto „Hauptsache, es wird überhaupt etwas gebaut“ toben sich Investoren auf jeder frei gewordenen Fläche aus, auf der Suche nach maximalem Ertrag, ohne dass seitens der Stadt eine Linie, eine Idee zu erkennen wäre, wie Wuppertal in zehn, 20, 30 Jahren aussehen soll.
In den 80er Jahren haben Bürger glücklicherweise mit Erfolg dagegen protestiert, dass die Nordstadt überplant wird. Nun wäre es ein Segen, wenn sich Wuppertaler finden, die dafür sorgen, dass in dieser Stadt überhaupt wieder geplant wird. Und zwar so, dass die Stadt den Investoren selbstbewusst sagt, was, beziehungsweise wie gebaut wird — und nicht umgekehrt.