„Schönrechnerei am Döppersberg“

Der Bund der Steuerzahler kritisiert die Stadt, weil sie die Kosten des Projekts zu niedrig kalkuliert hat.

Foto: Andreas Fischer (3) / privat

Wuppertal. „In Wuppertal darf die Stadtentwicklung anscheinend kosten, was sie will.“ Mit diesem Satz beginnt der Bund der Steuerzahler seine Kritik an der Großbaustelle im Elberfelder Zentrum — die es jetzt ins neue Schwarzbuch der Steuerzahlerbundes gebracht hat.

Unter dem Titel „Die öffentliche Verschwendung 2014“ wird neben 15 weiteren Fällen in NRW auch der Umbau im Tal angeprangert: „Hier scheint die Devise zu gelten: Augen zu und durch, koste es, was es wolle“, sagte Rik Steinheuer vom Bund der Steuerzahler gestern beim Ortstermin am Döppersberg, der für geschätzte rund 140 Millionen Euro umgebaut wird — 35 Millionen mehr als ursprünglich geplant.

Der Fall sei ein Paradebeispiel für Bauvorhaben der öffentlichen Hand, „die mit zu wenig Vorbereitung angegangen werden“, so Steinheuer. „Projekte werden zunächst schöngerechnet, um sowohl in der Politik als auch in der Bevölkerung Zustimmung zu erhalten.“

Genau geplant und gerechnet werde dann hinterher — was unweigerlich zu Kostenexplosionen führe.

Zu den „klassischen Fehlern“, die man bei Projekten dieser Art immer wieder beobachten könne, gehöre, dass keine Risikopuffer eingeplant werden. Und: „Bei einer so langen Bauzeit muss man Baukostensteigerungen einkalkulieren.“

„Von außen gesehen mag die Kritik berechtigt sein“, sagte Stadtsprecherin Martina Eckermann gestern auf Nachfrage der WZ. „Doch sie ist stark vereinfacht“, denn die Vorgaben des Förderrechts seien „überaus komplex“. Die Stadt wehrt sich gegen den Vorwurf der Intransparenz. „Jeder Bürger kann sich über die Kosten und den Projektfortschritt informieren“, so Eckermann. Man habe sich „zu jedem Zeitpunkt um Kostenwahrheit bemüht“, Rat und Verwaltung hätten sich „unendlich schwergetan“ mit den Kostensteigerungen. Die Stadt rechtfertigt das Großprojekt: „Wir stehen dazu, dass der Döppersberg diese Investition wert ist“, so Eckermann.

In der Elberfelder Innenstadt stieß die Kritik des Steuerzahlerbundes gestern auf offene Ohren. „Das ist eine reine Verschwendung“, schimpfte Peter Rolf Beckert: „Ich bin mit dem Projekt überhaupt nicht einverstanden.“

Kritisch sieht auch Roswitha Heim die Kosten des Umbaus, doch sie betont: „Es muss sich etwas tun — so unattraktiv kann das Zentrum ja nicht bleiben.“ Was sie „sehr schade“ findet, ist, „dass Wuppertal jetzt schon wieder negative Schlagzeilen macht.“