Offen gesagt Ohne Kultur ist alles grau
Wuppertal. Gerhard Finckh ruft und Kunstfreunde aus ganz Deutschland kommen. Sie kommen freilich nicht zu Finckh, sie kommen ins Von der Heydt-Museum. Sie kommen, weil es Finckh gelungen ist, den Ruf des Museums weit über Wuppertals Grenzen hinaus vernehmbar zu machen.
Sie reisen an, weil in Wuppertal einer der berühmtesten Bildhauer der Welt wohnt und arbeitet. Sie kommen, weil sie Tony Craggs Werke sehen wollen.
Nun sind weder Cragg noch dessen Werke jedermanns Sache. Aber sie wirken. Sie locken Menschen nach Wuppertal, die sonst vielleicht nie in die Stadt gekommen wären und deshalb weiter dächten, das sei doch nur ein schmuddeliger, sterbender Industriestandort am Rande des Ruhrgebietes. Wer hier war und wieder fortfährt, der denkt anders, der kommt bestimmt wieder, der eine oder andere vielleicht sogar für immer.
Kultur ist wichtig, auch für jene, die sich dafür überhaupt nicht interessieren. Sie rechtfertigt die zugegeben teils beträchtliche Unterstützung des Steuerzahlers dadurch, dass sie Städte lebenswerter und attraktiver macht. Deshalb darf sie nicht kaputtgespart werden. Deshalb ist auch die Diskussion über die Zukunft des Sinfonieorchesters mit aller Vorsicht zu führen. Für die Fusion mit den Bergischen Symphonikern sprächen vielleicht Spareffekte. Aber selbst das ist nicht sicher. Eines spricht in jedem Fall dagegen. Und das ist der Qualitätsverlust. Der Unterschied ist hörbar, auch wenn das nicht alle glauben, die für die Fusion zu Felde ziehen. Und die Stadthalle wurde nicht für mehr als 80 Millionen D-Mark saniert, um Heimspielstätte einer Bergischen Kapelle zu werden. Das sollten jene bedenken, für die Kultur bloße Verfügungsmasse zu sein scheint. Ohne Kunst, ohne Klassik und Theater ist alles grau. Selbst Wuppertal.