Plagiatsverdacht auf dem Werth

Der satirische Wochenrückblick

Jahreslang befand sich die Barmer City in einem Dornröschenschlaf. Ein-Euro-Lädchen, Handy-Shops und Dumping-Bäckereien reihten sich im Werth aneinander, umzingelten die wenigen verbliebenen Fachgeschäfte. Da sind endlich mutige Visionen gefragt. Und die hat Barmens „liebenswerthe“ Citymanagerin Anna Wittmer zweifellos. Ob allerdings die Ansiedlung einiger neuer Cafès dazu beiträgt, Touristen aus aller Welt auf den Werth zu locken, bleibt vorerst Spekulation.

Unschlagbar ist der geplante Aufbau einer Eisbahn vor dem Rathaus. Das schafft ganz neue Freizeitmöglichkeiten für die Angestellten und Beamten der Verwaltung, die dann zur Mittagszeit sinnvolle Beschäftigung finden. Da bekommt „Gleitzeit“ eine völlig neue Bedeutung. Geradezu kühn ist die Vision des Architekten Mohamed Fezazi vom Wuppertaler Büro Lobomob. Er hat sich nämlich ausgedacht, die Barmer Mainstreet zu überdachen. Diese, in Zeiten des derzeit vieldiskutierten Plagiats ausgesprochen couragierte Idee, kommt womöglich vielen, schon betagteren Mitbürgern, wie ein trauriges Déjà Vu vor. Hatten nicht bereits in den 80-er Jahren des vorigen Jahrhunderts kluge Köpfe den Barmer Boulevard mit einer Bedachung versehen, auf das man auch bei bergischem Dauerregen dort flanieren könne? Aber - wie so oft im Tal - vergaßen die Verantwortlichen damals in der Hitze des Gefechtes eine entsprechende Baugenehmigung einzuholen. Und so mussten klammheimlich die fertigen Bauwerke wieder entfernt und irgendwo gebührenpflichtig eingelagert werden. Die immensen Kosten dieser überaus intelligenten Aktion wurden inklusive der Gutachter- und Architektenrechnungen wie immer klaglos vom Volk beglichen. Doch Barmen bietet auch jetzt schon einiges. Anmutig wirkt der formidentische Wiederaufbau der Schwebebahnstation Werther Brücke in der Animation. Dieses Schmuckstück wird nach Fertigstellung (2012 - plus) einmal das östliche Tor. Allerdings nur einseitig, denn wegen der baufälligen Werther Brücke bleibt der Stadtteil Heckinghausen leider abgeschnitten. Das westliche Tor Barmens ist der elegante, graue Fast-Food-Bunker am Alten Markt. Warum es dafür seinerzeit eine Baugenehmigung gegeben hat, bleibt auf ewig ein wohlgehütetes, städtisches Geheimnis. Besichtigung dieses gelungenen Beispiels urbaner Glanzleistungen ist übrigens täglich - rund um die Uhr.

Glücklich schätzen können sich die Freunde der Musik-Szene. Die leicht verspätete Wiedereröffnung des Hauses der Jugend bietet endlich wieder ein Podium für tolle Konzert-Abende. Wer es lieber lustig mag, schwebt in das Forum Maximum im Barmer Bahnhof. Auch wenn der Bahnsteig selbst den Charme des Bukarester Ostbahnhofes um Längen unterbietet, strahlen Veranstaltungsraum und Programm in neuem Glanz. Und wer es lieber klassisch mag, geht halt ins Opernhaus. Die Bühnen sind ja erst 2013 pleite, Ehrenwort.