Offen gesagt Seht zu, wie ihr klarkommt!
Damit nun kein falsches Bild entsteht: Wuppertal ist eine wunderbare Stadt, in der überdurchschnittlich viele nette, engagierte Menschen leben. Dass beispielsweise eine Auktion von Werken Wuppertaler Künstler 57 000 Euro für soziale Zwecke erlöst, wie jetzt in der Villa Media geschehen, ist bestimmt nicht in vielen anderen Städten möglich.
Und es ist bei weitem kein Einzelfall. Also die Bergische Metropole ist nicht nur lebens-, sondern auch liebenswert. Nach einem Tag wie Freitag muss das dringend gesagt werden.
Denn: Am Freitag entstand ein anderes Bild. Es ist mit Chaos noch höflich umschrieben. Nichts ging mehr, gar nichts. Stau von West nach Ost und von Ost nach West. Um den Döppersberg herum herrschte der Ausnahmezustand. Auf den Straßen wurde um jeden Millimeter gekämpft, wie das halt so ist, wenn manche Fahrer die Nerven verlieren. Die Strecke von Ronsdorf ans Islandufer, sonst gemütlich in 20 Minuten zu bewältigen, erforderte zweieinhalb Stunden. Mindestens.
Dabei wusste vermutlich fast jeder, dass die Stadt die Bundesallee in Richtung Barmen sperren würde, weil die Behelfsbrücke von der City zum Bahnhof an diesem Wochenende demontiert wird. Pflichtschuldigst hat das zuständige Verkehrsressort auch ein paar Hinweisschilder aufgestellt. Das war’s aber auch schon. Und das ist verwunderlich.
Denn das, was am Freitag geschehen ist, gab es so schon einmal. Das war vor gut drei Jahren, als die B7 voll gesperrt wurde und die Autofahrer sich daran gewöhnen mussten. Nur wurden damals Umfahrungen ausgeschildert. Auf diesen Service hat das städtische Verkehrsressort diesmal verzichtet. Wozu auch? Was hat Stadtverwaltung denn mit Dienstleistung zu tun? Anscheinend nichts. Zumindest nicht im Verkehrsressort.
Dabei wäre es leicht gewesen, auf die alten Umfahrungen zu verweisen und mit Schildern an den Einfallstraßen nach Wuppertal auf die Sperrung der B7 hinzuweisen. Nicht auszudenken, dass Auswärtige obendrein auf Park-and-Ride-Plätze geführt worden wären, wo sie hätten in Busse und Schwebebahnen umsteigen können. Womöglich sogar kostenlos — im Sinne von Werbung für Wuppertal.
Statt dessen nichts. Gar nichts. Kaum Hinweise, kein Service, kein Mitarbeiter des Verkehrsressorts, der Ortsunkundigen geholfen hätte. Kein Verkehrspolizist, der dafür gesorgt hätte, dass genervte Autofahrer überlastete Kreuzungen nicht verstopfen.
Leidtragend war auch der Einzelhandel. Die „Seht-mal-zu,-wie-ihr-klarkommt“-Planung des Verkehrsressorts dürfte den Handel Hunderttausende von Euro gekostet haben. Wer hat nach Stunden im Stau schon Lust auf Flanieren? Das ist der Preis für eine Arbeit, die jeder Verkehrskindergarten besser erledigt hätte. Kein Geld? Keine Leute? Nein. Dieses Argument mag für viele andere Fälle zutreffen. Das Verkehrschaos von Freitag spricht mehr für keine Lust, keine Leidenschaft. Es spricht dafür, dass sich das Wuppertaler Rathaus in einem Zustand befindet, in dem zumindest manche Beschäftigten ihre Daseinsberechtigung vergessen. Deshalb hier noch einmal zur Erinnerung: Ein Rathaus hat in erster Linie die Aufgabe, das öffentliche Leben in einer Stadt zu organisieren. Chaos herzustellen, gehört hingegen nicht zum Auftrag, für den die Bediensteten von den Bürgern bezahlt werden. Jetzt bräuchte es nur noch jemanden, der den Chefs im Verkehrsressort das einmal erklärt.