Touren auf der Wupper: Eine Atmosphäre wie im Urwald
Kanu fahren, wandern, Seilbrücken bauen – wer seine Freizeit an der Wupper verbringen möchte, hat Auswahl. Die WZ war bei einer Kanutour dabei.
Wuppertal. So weit das Auge blickt: Glitzerndes Wasser, das ruhig dahinfließt, rechts und links nur grüne Böschungen - und der Himmel. An den Ufern hängen Zweige ins Wasser, kleine Äste und Blätter treiben vorbei und durch das kristallklare Wasser kann man Fische beobachten. Man treibt an kleinen Sandstränden und Felswänden vorbei. Die Vögel zwitschern, das Wasser plätschert leise, Libellen summen vorbei - die Atmosphäre erinnert an den Urwald. Das sagt auch Lehrerin Inge Eßer, die mit fast 30 Schülerinnen der Mädchen-Realschule Mater Salvatoris eine Kanutour auf der Wupper macht.
Und das ist gar nicht so leicht. Thomas Schöffel, Tour-Guide von Wupperkanutouren und Vize-Weltmeister in der Wildwasserabfahrt, gibt zu Anfang viele Ratschläge: "Hand oben auf den Griff, die untere Hand im unteren Drittel. Hinten im Kanu wird gesteuert und vorne gepaddelt. Am besten immer in der Mitte des Wassers fahren." Fiona (14) und Lisa (15) sitzen im Dreier-Kanadier. Am Anfang dreht sich das Kanu mehrmals im Kreis, das Ufer kommt gefährlich nahe - und damit auch herunterhängende Zweige - aber nach einer Weile lenken sie ganz passabel. Sie können sich sogar im Boot umdrehen und die Fahrkünste ihrer Mitschüler beurteilen: "Das sieht bei euch ja aus wie beim Schiffe versenken!" Obwohl an diesem Tag niemand kentert...
Die Tour geht zehn Kilometer über die Wupper, "das geht voll in die Arme", kommentiert eine Schülerin. Sie beginnt am Wanderparkplatz Burgholz und endet kurz vor der Müngstener Brücke. Nach der Hälfte der Strecke wird eine kurze Pause gemacht, es gibt Kekse und Cola, und einige Schülerinnen waten fast bis zur Hüfte ins Wasser, um sich abzukühlen.
Während sie sich stärken, erzählen sich die Schüler gegenseitig von ihren Erfahrungen. Mona (14) erzählt: "Anfangs sind wir nur im Zick-Zack-Kurs gefahren, aber am Ende ging es gut." Und Julia (15) fügt hinzu: "Eigentlich hat ja der Steuermann den schwierigsten Job." Verena schwärmt (15) besonders von der Aussicht: "Vom Kanu aus sieht die Natur ganz anders aus als von der Straße", meint sie. "Es ist echt beeindruckend, was hier alles wächst."
Dafür möchte Thomas Schöffel den Blick schulen. "Es gibt hier Lachse, Aale, Eisvögel, Kormorane und Fischreiher", sagt er. Während der Tour springt sogar eine Schildkröte von ihrem Sonnenplatz auf einem Ast ins Wasser. Naturschutz liegt Schöffel am Herzen. Wer Kanutouren anbietet, muss deswegen auf den Pegelstand achten: Unter einem Wasserstand von 60 beziehungsweise 73 Zentimetern darf man auf bestimmten Strecken nicht fahren.
Susanne Fischer, Sprecherin des Wupperverbands, erklärt: "Bei einem trockenen Sommer haben wir teilweise sehr schwankende Wasserstände, die sich stündlich ändern." Zurzeit beraten deshalb Vertreter aus dem Kanusport, von Fischerei- und Naturschutzverbänden, Wupperverband, Bezirksvertretung Düsseldorf und den Kommunen, wann, wo und wie die Wupper genutzt werden soll.