OFFEN GESAGT Trotz Röntgen kein Durchblick

Fast wäre die Nachricht im Wust von Wahl- und Abwahlkämpfen verlorengegangen. Während Kandidaten um Prozente ringen und Wuppertals Stadtobere sich fragen, wie sie einen unliebsam gewordenen Beigeordneten preisgünstig entsorgen können, haben sich die Oberbürgermeister der Städte Wuppertal, Solingen und Remscheid zu ihrer halbjährlichen Arbeitssitzung getroffen.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Die Zusammenkunft fand im Röntgen-Museum statt. Doch selbst der große Conrad, der den Menschen lehrte, das Universum zu entdecken, das von seiner Haut begrenzt wird, selbst der Geist Conrad Röntgens hat nichts bewirkt.

Weder Durchblick noch Einsicht, weder Erkenntnis noch Plan. Zumindest nichts, was nachher das Licht der Öffentlichkeit erblickt hätte. „Insgesamt nahmen die Überlegungen zum Ausbau der Zusammenarbeit breiten Raum beim Treffen der Bergischen Verwaltungsspitzen ein. Man werde auch in Zukunft weitere Potenziale der Bergischen Kooperation ausloten und für eine partnerschaftliche Zusammenarbeit einstehen“, hieß es nachher in einer Mitteilung an die nicht versammelte Presse. Es muss ein tolles Treffen gewesen sein, voller Ideen, beseelt vom Willen, das Bergische Land in eine glänzende Zukunft zu führen. Ironie Ende.

Die Wahrheit ist bitter. Im Streit um Kunden für den Einzelhandel lassen Remscheid und Wuppertal notfalls keinen juristischen Knüppel im Schrank. Zusammenarbeit gibt es in der Telefonzentrale, im Gesundheitsamt, im Veterinäramt, bei der VHS. Aber in allen Fällen konnten sich jeweils nur zwei Städte zur Kooperation durchringen. Die Dritte hält es für besser, weiter allein zu wurschteln, immer in der Sorge, draufzuzahlen, nie mit dem Optimismus, durch Teilen letztlich mehr zu haben.

Dass es jetzt zu einer gemeinsamen Notfall-Sanitäterschule kommen soll, an der sich obendrein Leverkusen beteiligt, ist auch erst an dem Tag Wahrheit, an dem die dann vier Oberbürgermeister das rote Band durchschneiden. Bis dahin haben alle Beteiligten noch genügend Zeit, das Haar in der Suppe zu finden. Es ist keine Unke, der fürchtet, dass die Suche längst begonnen hat.

Dabei könnten die Voraussetzungen für den Gleichschritt ins nächste Jahrzehnt kaum besser sein. Seit den Oberbürgermeisterwahlen des Jahres 2015 tragen die Spitzen von Remscheid, Solingen und Wuppertal dasselbe Parteibuch. Doch vom Anspruch, dass das Sozen-Trio das Bergische Land in Aufbruchstimmung versetzen möge, ist nichts geblieben. Die Wirklichkeit ist deprimierende Suche nach Geldtöpfen, Sparen auf Kosten der anderen, lähmende Gleichmacherei und Sehnsucht nach Bedeutung, zur Not auch als Abstellkammer von Köln und Düsseldorf.

Dabei kann das Bergische Land mehr sein als die Hintertür der Metropolregion Rheinland. In jeder Stadt des Dreiecks haben Bürger oft bewiesen, zu welchen Anstrengungen sie fähig sind, wenn es Pläne und Ziele gibt.

Solingens Tim Kurzbach. Remscheids Burkhard Mast-Weisz und Wuppertals Andreas Mucke sind wild entschlossen, „die Kräfte zu bündeln“. Angesichts des Zustandes der Bergi- schen Koopera- tion klingt das wie eine Drohung.