Offen gesagt Über den Schatten springen

Es ist schon bemerkenswert, dass ein so großes Areal mitten in der Stadt, in dem jahrelang produziert wurde, für die Nutzung als Busdepot nicht zur Verfügung steht. Das ist schade, weil für die Stadtentwicklung an der Grenze zwischen Elberfeld und Barmen eine große Chance verpasst wird.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Es ist ärgerlich, weil letztlich übertriebene Einschränkungen durch das Landesimmissionsschutz-Gesetz dazu führen, dass alle Planungen nun wieder auf null stehen. Auch den Wuppertaler Stadtwerken ist es nicht zuzumuten, in Lärmschutz in einem Mischgebiet Zigmillionen Euro investieren zu sollen. Wenn der Umzug der Konzernzentrale dadurch statt geplanter 70 Millionen letztlich bis zu 100 Millionen Euro gekostet hätte, könnte das ein Fingerzeig darauf sein, dass NRW es mit der Regulierung an dieser Stelle vielleicht ein wenig übertreibt. Abgesehen davon, dass eine bis zu 14 Meter hohe Lärmschutzwand an vieles Unschöne erinnert hätte, nicht aber an die Verwaltungszentrale des lokalen ÖPNV-Anbieters.

Nun könnte die Suche eigentlich von vorn losgehen. Aber wie Stadtentwicklung in Wuppertal nun einmal leider funktioniert, ist die Suche bereits abgeschlossen, ehe sie begonnen hat. Die Stadtwerke werden sich mit einem Zweckbau irgendwie auf ihr Gelände an der Bromberger Straße quetschen, im Grunde bleibt also alles, wie es ist, am Einfallstor zur Barmer Innenstadt. Dabei hätte die angesichts des überwiegend wenig schmuckvollen Steinwegs abgesehen vom Viadukt für die Nordbahntrasse eine Landmarke nötig. Doch statt groß zu denken, regiert Bergisch Pepita. Die Fläche, die für eine stadtbildprägende, architektonisch hochwertige und weithin sichtbare Bebauung geeignet wäre, wird statt dessen für viel Geld zu einem Parkplatz mit Sondernutzung umgebaut.

Ja, der Carnaper Platz hat mehr verdient als dieses traurige Schicksal. Dass er es erleiden muss, ist freilich nicht zuletzt die Schuld der WSW und der Politiker im Rathaus, die einst alle Planungen an den Bezirksvertretern und Anwohnern vorbei erdacht haben. Das war falsch und verdiente den erbitterten Widerstand, mit dem der Neubau der WSW-Zentrale dort verhindert worden ist.

Aber inzwischen sind einige Monate ins Land gegangen, und die Protagonisten von damals haben ihre dilettantische Öffentlichkeitsarbeit längst als folgenschweren Fehler erkannt. Dass sie aus dem Schaden noch nicht richtig klug geworden sind, mag daran liegen, dass Einsicht und Umgewöhnung ein langwieriger Prozess sind.

Dieser Prozess darf aber nicht zum Schaden Barmens sein. Deshalb wäre es nun an der Zeit, dass alle Beteiligten über ihren Schatten springen und noch einmal miteinander über die Zukunft des Carnaper Platzes reden. Eine vernünftige Bebauung dort kann dem Rott und der Barmer Innenstadt nutzen. Sie kann signalisieren, dass nicht nur Elberfeld auf dem Weg in die Zukunft ist, sondern dass Barmen dieser Entwicklung nicht nachsteht.

Um die Nutzung des Carnaper Platzes sind in der Vergangenheit Fehler gemacht worden. Ein größerer Fehler wäre nun, diese Fehler jetzt nur aus Prinzip zu wiederholen. Es geht auch anders. Es ist noch nicht zu spät. WSW, Bezirksvertreter, Bürgervereine und die rot-schwarze Kooperation im Rathaus müssen das nur wollen.