Von Eiertänzen und Ausstiegen

Der satirische Wochenrückblick

"Veronica, der Lenz ist da“, trällerten dereinst die Comedian Harmonists. Seit Anfang April gibt es endlich wieder „Wochenend und Sonnenschein“. Einige nostalgisch gestimmte Mitbürger sind „von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“ und singen öffentlich: „Lass mich Dein Badewasser schlürfen“. Und bald findet auch noch die jährliche Gedächtnisfeier der Auferstehung Jesu Christi, im Volksmund auch Ostern genannt, statt. Also ganz klar: Feiertagslaune im Tal.

Die Mieter des neuen „Ich mach mich schön für Euch“-Rex-Theaters riefen pünktlich zum Osterfest zum fröhlichen Eiertanz auf. Völlig überraschende Mängel an der Notbeleuchtung und an der Verkabelung der Entrauchungsanlage „zwangen“ die Baustellenbetreiber zur Schließung des Hauses. Etwas überhastet, denn die vorläufige Betriebserlaubnis der Stadt Wuppertal hatte unter geringfügigen Auflagen den weiteren Betrieb großherzig erlaubt.

Womöglich hätte die zusätzliche Anschaffung handelsüblicher Stumpenkerzen oder Teelichte im Glas aber das Budget der Kulturschaffenden zu arg belastet. Also ging im Rex erst einmal wieder das Licht aus. Und das, obwohl es im Sommer länger hell bleibt. Wie durch ein Wunder ruderte man kaum 24 Stunden später kraftvoll zurück. Am Ende des Monats wird wieder geprüft. Das garantiert höchstmögliche Planungssicherheit für Künstler und Zuschauer — wenn die dann noch kommen wollen. Für einen lokalen Künstler hätte eine Namensgebung fast posthum zu unverhofftem Ruhm gereicht.

Bei der Frage, wie die ehemalige Lettow-Vorbeck-Straße in Vohwinkel denn künftig heißen solle, einigte man sich stolz auf Ernst-Oberhoff-Straße. Der aus Ronsdorf stammende Maler, Plastiker und Grafiker jedoch nannte seinerzeit das falsche Parteibuch sein Eigen, nämlich das der NSDAP. Megapeinlich — hätte man doch fast den Bock zum Gärtner gemacht. Was bleibt, ist grenzenloses Amüsement derer, die nicht an der Namensfindung beteiligt waren. Die anderen dürfen wieder tagen.

Wenig Vergnügen hat derzeit der Vorsitzende der Wuppertal Bewegung, Carsten Gerhardt. Er mutmaßt gar, dass die wackeren Umweltschützer weniger um die Natur besorgt sind, als um den eigenen Brustbeutel. Umso bemerkenswerter ist die Stellungnahme des Grünen Stadtverordneten Lorenz Bahr. 2009 um das beliebte Amt eines Bürgermeisters gebracht, holt er nun zum Rundumschlag aus. Er fordert ein professionelles Projektentwicklungsbüro für den Bau der Trasse. Außerdem will er weitere Diskussionen im Sinne der Bürger künftig hinter verschlossenen Türen führen. Das klingt nicht nach dem sonst immer lindgrün geforderten Ausstieg aus der Atomkraft — eher nach einem Ausstieg aus der Demokratie, Ehrenwort.