Klassentreffen der Kultur in Wuppertal

Erik Schönenberg über die Herausforderungen im Umgang mit der Stadt.

Foto: Ralf Silberkuhl

Jedes Jahr lädt der Oberbürgermeister Andreas Mucke die freie Kunst- und Kulturszene der Stadt Wuppertal ein. Das Treffen zwischen dem Oberbürgermeister, dem Kulturbüro und rund 100 Vertreterinnen und Vertretern der freien Kunst- und Kulturszene erinnert manches Mal an ein Klassentreffen, schließlich sitzen alle Akteure selten an einem Tisch. Gerne wird herausgestellt, wie wichtig eine freie Szene für die Entwicklung der Stadt ist und dass eine höhere finanzielle Unterstützung notwendig wäre. Angesichts der politischen Herausforderungen für die Stadt werden gleichzeitig Erwartungen formuliert: So mögen die Künstlerinnen und Künstler doch zum Erfolg der geplanten Bundesgartenschau, zum Engelsjahr, und am besten noch zur Integration benachteiligter Menschen und Stadtteile beitragen.

Freie Kultur

Wuppertal

In der Tat ist die überaus engagierte und vielfältige Arbeit der freien Szene ein großartiger Beitrag in und für Wuppertal, ohne den unsere Stadt mit Sicherheit langweiliger und provinzieller wäre. Schließlich bereitet die Kultur im sprichwörtlichen Sinne den Boden unserer Gesellschaft. Und ohne die kritische Haltung, die Experimente und das — manchmal mit Kopfschütteln quittierte — Wagnis der Kunst gäbe es keine gesellschaftliche Weiterentwicklung. So richtig und nachvollziehbar die Perspektive der Verwaltung ist, die Belange und Notwendigkeiten freier Künstlerinnen und Künstler sind andere. Und damit ist mitnichten das Geld gemeint. Aber eben auch nicht die Funktion, Events zu organisieren.

Zuallererst und zu Recht sind Kunstschaffende sich selbst verpflichtet. Durch die Möglichkeit zu üben, sich auszuprobieren, in Frage zu stellen und Antworten zu entwerfen, mit der Entwicklung ihrer eigenen Fähigkeiten und dem Austausch mit anderen werden sie zu hochqualifizierten Spezialisten. Zu Persönlichkeiten, die ihr jeweiliges Metier, die Kultur der Stadt und damit die Gemeinschaft der Bürgerinnen und Bürger mitprägen. Nicht weniger als die Schwebebahn, der Zoo oder die Innenstadtfeste. Dafür müssen Politik und Verwaltung Unterstützung bieten. Und das heißt zum Beispiel Strukturen und Orte zur Verfügung stellen, in denen die Entwicklung erprobt werden kann und in denen sich Kunstschaffende und Öffentlichkeit begegnen können. Das muss auch heißen, die freie Kultur überregional mit zu vermarkten. Und es bedeutet vor allem eine eigene Idee für die freie Kulturszene dieser Stadt zu entwerfen.

Mitnichten aber kann das heißen, die freie Kulturszene dafür einzubinden, die Hausaufgaben der Politik zu machen und von ihnen einen Kulturentwicklungsplan einzufordern, oder gar sie selbst das wenige Geld für Kultur verteilen zu lassen. Das wäre eine absurde Entwicklung. Dafür gibt es schließlich Kulturmanagerinnen in der Stadt. Monika Heigermoser, scheidende Leiterin des Kulturbüros, hat erfolgreich den Boden dazu bereitet und ihre Nachfolgerin Bettina Paust — so viel zu den wichtigsten Neuigkeiten des Treffens — damit die Aufgabe den Dialog weiterzuführen und für die Unterstützung der freien Szene auch in den eigenen Reihen zu kämpfen.

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