Coronavirus Bayer schenkt Wuppertal Desinfektionsmittel und Tests

Wuppertal · Bethesda-Chefarzt würdigt das Hilfsangebot des Konzerns: „Das ist unglaublich.“

Dieses Team hat die Herstellung des Desinfektionsmittels am Standort in Dormagen initiiert.

Foto: ja/Bayer

Dankbarkeit ist in diesen Tagen in aller Munde. Sie richtet sich an Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger, an alle, die im deutschen Gesundheitswesen derzeit schier übermenschliches leisten müssen, damit Deutschland den Kampf gegen Covid-19 nicht verliert. In Wuppertal ist nun noch ein Adressat für Dankbarkeit hinzugekommen. Bayer schwingt sich zum Weißen Ritter der Region auf.

„Wir wollen schnell und effektiv beim Kampf gegen das Coronavirus helfen“, sagt Dr. Jörg Möller, Leiter der Forschung und Entwicklung der Division Pharmaceuticals bei Bayer. Neben Wuppertal werden unter anderem auch die Bayer-Standorte Leverkusen und Dormagen unterstützt.

„Dieses Engagement ist unglaublich“, sagt der Ärztliche Direktor des Bethesda-Krankenhaues, Prof. Bernd Sanner. Er steht mit seiner Mannschaft seit Wochen an der Front in einer Schlacht, die an Intensität noch zunehmen wird. Nun haben die Ärzte und Krankenhäuser in Wuppertal einen neuen Verbündeten. Bayer beliefert die Häuser und niedergelassene Ärzte seit dieser Woche kostenlos mit dem so dringend benötigten Desinfektionsmittel.

Bayer hat seine Wurzeln in Elberfeld und Barmen.

Foto: dpa/Oliver Berg

„Es wird im Werk in Dormagen hergestellt“, erklärt Sanner. Bayer liefert regelmäßig nach. „Wir werden auch mit Personal unterstützt“, fügt Bethesda-Geschäftsführer Georg Schmidt hinzu. Die ersten fünf Medizinisch-Technischen Assistenten (MTA) arbeiten bereits in dem Labor, mit dem Bethesda kooperiert. Fünf weitere MTA seien dem Helios Klinikum zur Verfügung gestellt worden. Kostenlos. Bayer stellt Mitarbeiter für vier Wochen bezahlt frei.

Begehrt und dringend nötig sind in Wuppertal auch die 140 000 Tests, die Bayer den Krankenhäusern in der Stadt zur Verfügung gestellt hat. Testgeräte habe der Konzern gleich mitgeliefert.

Experten rechnen Ende Mai mit den meisten Intensivpatienten

Die großzügige Unterstützung von Bayer, das seine Wurzeln in Barmen und Elberfeld hat, ist ebenso willkommen wie notwendig. Noch hält das Gesundheitssystem der Stadt dem Angriff des Virus Stand. „Aber die große Herausforderung steht uns noch bevor“, sagt Schmidt. Demnach rechnen Fachleute für Ende Mai, Anfang Juni damit, dass die Intensiv-Kapazitäten auch in Wuppertal an ihre Grenzen stoßen könnten.

Das ist insofern bemerkenswert, als auch Schmidt feststellt, dass die Ungeduld in der Bevölkerung wächst. „Wir müssen alle bei Laune halten. Wir brauchen auch in den Krankenhäusern die Geduld, diese Krise zu ertragen.“

Damit rennen Sanner und Schmidt bei den Mitarbeitern des Bethesda derzeit noch offene Türen ein. Die Moral ist intakt. Alle gehen in diesen Zeiten an ihre Grenzen und darüber hinaus. Die Bilder aus Italien sind Warnung und Ansporn zugleich. Und nebenbei geht das ganz normale Leben weiter. Familie, Kinder – sie müssen auch noch versorgt sein. „Wir können auf unsere Mitarbeiter wirklich stolz sein“, sagt Sanner. „Anspannung gibt es hier natürlich auch, aber keine Angst.“

Der Facharzt für Innere Medizin ist sicher, dass das Gesundheitssystem und die Krankenhäuser diese epochale Herausforderung meistern werden. Schwierig könne es werden, wenn das Haus voll sei und zu wenig Personal zur Verfügung stehe. Aber die Gefahr sieht er nicht. „Wir haben auch Leute, die infiziert sind. Wir wissen das, kennen sie und können uns deshalb gut schützen.“

Inzwischen betritt ohnehin keiner der nur noch wenigen Besucher das Haus noch ohne Atemschutzmaske. Für jeden liegt am Eingang eine bereit. Patienten werden ausnahmslos schon am Eingang auf Fieber getestet und gegebenenfalls von allen anderen getrennt.

„Wir waren auf die Pandemie vorbereitet. Wir sind nicht überrascht worden“, erklärt Geschäftsführer Schmidt. Nach der Sars-Epidemie vor einigen Jahren seien Pandemielager mit Schutzkleidung und Gerät eingerichtet worden. Darauf habe das Krankenhaus nun zurückgreifen können. Darauf, auf eine motivierte Belegschaft, zu denen Schmidt auch ausdrücklich jene gezählt wissen will, die für Sauberkeit und Hygiene zuständig sind, also nicht direkt am Patienten arbeiten – und auf den vielleicht unerwarteten Verbündeten Bayer AG.