Offen gesagt Wer den Schaden hat ...

Wuppertal. Das macht Wuppertal so schnell keine andere Stadt nach. Wenn es die Bergische Metropole mal in die überregionalen Nachrichten schafft, dann zumeist mit negativen Schlagzeilen.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Da lobe ich mir Bielefeld, denn die Ostwestfalen haben sich bekanntlich unter einer medialen Tarnkappe den Ruf einer Stadt erworben, die es eigentlich gar nicht gibt. Da lobe ich mir auch Hannover. Hartnäckig hält sich die Geschichte, dass dort Ansichtskarten zu erwerben sind, auf denen ein Bus auf der Stadtrundfahrt abgebildet ist — mit friedlich schlummernden Fahrgästen.

Wuppertal macht es anders — ist leider fast immer vorne dabei, wenn es darum geht, sich als provinzielle Metropole bundesweit zu präsentieren. Nun mag die Bahn im zweiten Anlauf den Schienenersatzverkehr einigermaßen zum Laufen gebracht haben, aber das macht den Imageschaden nicht wett, den sie angerichtet hat. Ein Kolumnist der überregionalen Tageszeitung „Die Welt“ hat gemutmaßt, dass das Abkoppeln Wuppertals nur ein Testlauf der Bahn sei. Die Bahn prüfe schon mal, ob sie tatsächlich auch in Zukunft weiterhin an unansehnlichen oder unerfreulichen Orten halten wolle. Das spare Zeit. Und dann wird Wuppertal auch noch in einem Atemzug mit Wolfsburg, Gütersloh, Recklinghausen und Pirmasens genannt.

Armes Wuppertal, denn weder ist die Stadt so reich wie Wolfsburg, wo Milch und Diesel fließen, noch spielt sie mit den Wölfen in einer Liga. Wuppertal — und das wissen die Wuppertaler — hat einiges zu bieten. Bald sogar einen Hauptbahnhof, wenn die Bahn ihre Zusage einhält und mit dem Umbau des historischen Empfangsgebäudes 2018 beginnt. Die Bahn hat den Wuppertalern durch die Vollsperrung über Ostern und in den Sommerferien viel zugemutet. Man wird den Eindruck nicht los, dass ihr Wuppertal nicht wichtig ist.

Die Stadt sollte daher Wiedergutmachung fordern. Wären nicht längst neue Dächer für die Bahnsteige 2 bis 5 fällig? Dafür reicht bei der Modernisierung das Geld nicht. Müsste sich die Bahn bei der Einrichtung von Mall und beim Umbau des historischen Empfangsgebäudes nicht doppelt ins Zeug legen? Ist es nicht höchste Zeit, den Unterbarmer Bahnhof und andere verwahrloste Haltepunkte auf Vordermann zu bringen? Sollte die Bahn den Stadtwerken nicht beim Verkauf des Grundstücks für die Talstation der Seilbahn am Hauptbahnhof finanziell entgegenkommen?

Offensiv müssen WSW und Stadt jetzt mit der Bahn verhandeln. Und sich am besten alle Zusagen gleich schriftlich bestätigen lassen, ansonsten sieht man von diesem Verhandlungspartner wieder nur die Rücklichter bei der Ausfahrt aus dem Bahnhof.

Aus eigenen Kräften muss die Stadt zudem Themen setzen, um wieder bundesweit positiv auf sich aufmerksam zu machen. Der neue Döppersberg muss nächstes Jahr nicht nur eröffnet, sondern auch in der Region beworben werden. Seilbahn und Bundesgartenschau sind Themen, die allein schon als Idee über Jahre die Blicke auf Wuppertal lenken könnten. Wuppertal hat es nicht verdient, dass man nur mitleidig oder spöttisch über diese Stadt spricht.