"Wir machen das mit den Fähnchen"

Hör ma: Der satirische Wochenrückblick

Kaum ein Wuppertaler ist in diesen Tagen noch ernsthaft zu erschrecken. Dem harten Winter gerade noch von der Schneeschippe gesprungen, prophezeit der Stadtkämmerer den völligen Bankrott im nächsten Jahr. Und das ist nur eine milde Prognose - denn wenn bald die Zinsen steigen, geht es noch schneller. Gänzlich in Vergessenheit gerät häufig, dass die derzeitige, mehr als katastrophale, wirtschaftliche Situation der Stadt nicht erst in den letzten paar Jahren und schon gar nicht zufällig entstanden ist.

Vielmehr hat die Stadt schon immer und gerne über ihre Verhältnisse gelebt. Beispielsweise bei der Regionale 2006, wo Gelder wie ein bergischer Dauerregen flossen. Großspurige Projekte, bei denen Unmengen Bares versandete oder durch den Müngstener Brückenpark die Wupper runter floss. Oder die Stadiontribüne und die historische Stadthalle, deren Kosten erst während der Entstehung völlig überraschend explodierten. Noch besser wird es ganz sicher am Döppersberg, wenn man während der Bauarbeiten bestürzt eine nicht unerhebliche Population des Kammmolches entdeckt, der sich auch hier versteckt hält. Oder das Bernsteinzimmer dort vergraben wurde.

Gut verdient haben nur die vielen Gutachter und Architekten, die dem Tal oft als Paradies auf Erden huldigen. Kein Wuppertaler will wirklich wissen, was uns die Korruptionsaffäre gekostet hat, als habgierige Möchtegern-Politiker und gewissenlose Spekulanten unser Geld und noch mehr Ansehen verbrannt haben - einige davon genießen noch immer Bleiberecht im Tal. Ganz zu schweigen von großartigen Aktionsgemeinschaften, die, ausgestattet mit üppigen Taschengeldern, jahrelang herumwuselten. Natürlich ist es bedeutend, dass unser Schwebebahngerüst abends illuminiert wird, selbst wenn die Schwebebahn schon längst nicht mehr schwebt. Grandios die Verschönerung von leer stehenden Läden in Wichlinghausen.

Bunt macht lustig, wusste auch schon Timothy Leary. Aber steigern bunte Folien tatsächlich den Marktwert maroder Gebäude - oder schafft das bunte Treiben lediglich Beschäftigung für die Mitarbeiter der Zwischennutzungsagentur? Zwischen was wird denn da eigentlich genutzt? Von 350 leeren Ladenlokalen konnten in drei Jahren immerhin zwanzig neu vermietet werden. Das ist nun wirklich sehr effizient und erinnert an eine aktuelle Banken-Werbung: "Wir machen das mit den Fähnchen!"

Ebenso innovativ kommt die Bergische Entwicklungsagentur daher. Ihr schwülstiges Motto: alles hoch drei. Die Erklärung findet man auf der hoch-3-ambitionierten Webseite, die wahrscheinlich ähnlich teuer war wie die Gehälter der leitenden Mitarbeiter: "Hoch 3 zeigt nicht nur klar die Richtung an, die die Region für die Zukunft eingeschlagen hat, sondern vor allem, dass sich hier die Stärken dreier Städte in einem gemeinsamen Wirtschafts- und Lebensraum potenzieren". Das klingt nicht nur sympathisch, sondern suggeriert wilde Entschlossenheit. Gemeinsam gehen die Städte Remscheid, Solingen und Wuppertal mit fliegenden Fähnchen unter.

Leid tut uns in diesen Tagen der deprimierte Stadtkämmerer Johannes Slawig. Oft von den eigenen Parteifreunden allein gelassen, verteidigt er tapfer sein Sparkonzept. Der kolportierte Stellenwechsel ins gelobte Düsseldorf war wohl seine letzte Chance, noch einmal glücklich zu werden. Aber oft lebt es sich ganz gut am Rande der Katastrophe. Doch jetzt kommt erst einmal der Frühling, Ehrenwort.

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