Hundehaufen: Kaum Strafen im Tal
2017 verhängte das Ordnungsamt nur vier Bußgelder im Zusammenhang mit den „Tretminen“.
Hundehaufen gehören zum Stadtbild wie Graffiti und ausgespucktes Kaugummi. Wie groß das Ärgernis in Zahlen ist, weiß niemand. Aber man kann sich dem Ausmaß mit einer kleinen Rechnung nähern. Bei der Stadt sind derzeit rund 16 538 Hunde gemeldet. Unterstellt man eine sehr niedrige Zahl an illegalen Vierbeinern, lässt sich mit 17 000 Hunden im Tal rechnen. Wenn jedes dieser Tiere zwei bis drei Mal am Tag austreten würde, ergäbe das einen Schnitt von 42 500 Hundehaufen täglich — das wären mehr als 15,5 Millionen Hinterlassenschaften im Jahr. Bleibt der Kot also nur jedes fünfzehnte Mal liegen, wird die Stadt jährlich mit mehr als einer Millionen Haufen vermint.
Thomas Eiting, Stadtsprecher
Das ist keine unrealistische, aber eine geschätzte Zahl. Demgegenüber steht jedoch eine sehr reale Ziffer: Nur vier Menschen haben im Jahr 2017 ein Bußgeld bezahlt, weil sie die Hinterlassenschaft ihres Hundes nicht aufgelesen haben. Das teilte die Stadt auf Anfrage der WZ mit. Die Verursacher kostet das 75 Euro, bei Mehrfachtätern wird die Summe jedes Mal verdoppelt. Theoretisch.
Der Grund für die lächerlich niedrige Zahl der Strafen ist einfach. „Wir sind nicht mehr zu Fuß unterwegs“, sagt Ordnungsamtsleiter Carsten Vorsich, Seit sein Bereich im Jahr 2008 die Ordnungsamtsleitstelle eingeführt hat, nehmen die Stadtbediensteten in der Regel nur noch Aufträge entgegen. Unter anderem, wenn sich Bürger über Hundehaufen beschweren. „Das kommt häufig vor“, sagt Vorsich. In diesem Fall informiere das Amt die Stadtreinigung.
Stadtsprecher Thomas Eiting erklärt: „Wir haben keine Kapazitäten für den „Präsenzdienst.“ „Rund 50 Mitarbeiter in Vollzeit arbeiten aktuell im Ordnungsamt. Nicht miteingerechnet: die Politessen, die durchaus noch ihre Runden durch die Stadt drehen. Für das gesamte Ordnungsamt nimmt die Stadt für den Haushalt 2018/19 planmäßig 144 000 Euro jährlich in die Hand.
Die Erfahrung aus der Vergangenheit hätte gezeigt, dass man die Präsenz nicht in dem Maße ausweiten könne, wie sie nötig wäre, sagt Eiting. Er verdeutlicht: „Ein großes Problem ist die Beweispflicht. Man muss den Hund in flagranti erwischen.“ Und das sei realistisch nicht zu leisten.
Ein Mittel der Vorsorge sind Kotbeutel-Stationen. An rund 50 Stellen im Stadtgebiet können Hundehalter gratis die Tütchen ziehen. Mehr als die Hälfte dieser Stationen befinden sich an der Nordbahntrasse, weitere Bereiche sind der Märchenbrunnen am Zoo und die Berliner Straße. Am Rott kümmert sich der dortige Bürgerverein um die Beutelchen, in allen übrigen Fällen hat der Eigenbetrieb Straßenreinigung Wuppertal (ESW) die Spender aufgestellt, weil Ehrenamtler den Anstoß gegeben haben.
An der Nordbahntrasse ging die Initiative vor einigen Jahren von der Wuppertalbewegung aus. „Durch die Beutel sind die Hundehaufen an der Trasse weniger geworden, aber ganz gelöst ist das Problem nicht“, sagt der stellvertretende Vorsitzende Lutz Eßrich. Vor allem könne er nicht nachvollziehen, warum einige Hundehalter zunächst den Kot aufsammeln, in den Beutel geben — und diesen dann arglos neben die Trasse werfen. „Das ist ja fast noch schlimmer. Der Haufen verrottet ja wenigstens irgendwann“, sagt Eßrich.
Auch dem ESW ist das Problem bekannt, deshalb gibt es etwa an der Nordbahntrasse keinen Beutel-Spender ohne Abfalleimer. „Obwohl es alle 100 bis 200 Meter einen Eimer gibt, werfen manche Leute den Beutel trotzdem ins Gebüsch“, sagt auch ESW-Abteilungsleiter Uwe Lünenschloß. Deswegen schrecke die Stadttochter davor zurück, die Spender in Grünflächen anzubringen. 50 000 Kotbeutel werden nach einer Schätzung von Lünenschloß im Jahr verbraucht. Die geringen Kosten („Das sind Pfennigartikel“) werden über die Straßenreinigungsgebühren reingeholt.
Nicht über die Hundesteuer? „Nein“, sagt Stadtsprecher Thomas Eiting. „Die Hundesteuer ist keine zweckgebundene Steuer. Das Geld fließt direkt in den Haushalt.“ Auf eigene Faust verteilt die Stadt in Wuppertal keine Gratisbeutel. Das machen etwa Städte wie Oberhausen und Köln. Eiting sagt: „Es gibt keinen Grund, die Kosten dafür auf die Allgemeinheit umzulegen.“