Utopiastadt: Am Bahnhof Mirke wird kräftig gewerkelt
An der ehemaligen Gepäckabfertigung arbeitet der Verein bereits. Für das Hauptgebäude wird ein Generalplaner gesucht.
Mirke. Am Bahnhof Mirke, der Utopiastadt, wird kräftig gewerkelt. Noch nicht am Hauptgebäude, aber dafür nebenan, an der ehemaligen Gepäckabfertigung. Die bekommt ein neues Dach, damit das Gebäude endlich bezogen werden kann. „Bei Wind und Wetter und Eiseskälte“ seien die Kollegen im Einsatz gewesen, sagt David J. Becher, einer der Vorsitzenden des Fördervereins Utopiastadt, der praktisch um die Ecke wohnt. Aktuell ist er oft auf Tour mit dem „Vollplaybacktheater“. Deshalb sei es für ihn auch ein toller Anblick gewesen, als er zuletzt aus dem Tourbus stieg und die Baugerüste an dem Gebäude sah. „Es ist wichtig, dass die Leute mitbekommen, dass hier was passiert.“
David J. Becher über den zukünftigen Nachbarn der Utopiastadt, den Kulturkindergarten
Denn die Frage, was Utopiastadt eigentlich so mache, bekomme auch er oft zu hören. Aktionen wie die Sanierung der alten Gepäckabfertigung zeigten dann, dass angepackt wird, „dass bei uns eben nicht nur irgendwer sitzt und Zahlen in Excel-Tabellen rumschiebt“, sagt Becher und schmunzelt. Denn was die Sanierung des Hauptgebäudes angeht, muss die dazugehörige Utopiastadt gGmbH vor allem viel gedankliche Vorarbeit leisten.
Gut vier Millionen Euro gibt es aus dem Städtebauförderprogramm des Landes. Kürzlich bekam die gGmbH auch den Weiterleitungsbescheid von der Stadt. Die Utopisten, die sich selbst als „andauernder Gesellschaftskongress“ bezeichnen, können also loslegen — zumindest theoretisch. Doch öffentliche Förderung heißt auch, dass viele Auflagen zu beachten sind.
Aktuell wird ein Generalplaner gesucht, heute endet die Bewerbungsfrist. Ideen, was im Hauptgebäude passieren soll, gibt es einige. Details wollen Becher & Co. in Kürze verraten. Unter anderem, das ist schon bekannt, soll der ehemalige Wartesaal der ersten Klasse umgebaut werden. Wie genau, das werde dann zusammen mit dem Planer umgesetzt. „Wir treten ja nicht auf der Stelle“, betont Becher, auch wenn Außenstehende meinen, keinen Fortschritt an der Mirke zu sehen.
Der Umbau werde im laufenden Betrieb durchgeführt. „Das wird spannend“, sagt Becher. Den genauen Ablauf müsse man noch koordinieren. Fest steht aber: Die vielen Angebote im Bahnhof Mirke, etwa das Café Hutmacher, sollen nicht pausieren. Und da kommt die ehemalige Gepäckabfertigung ins Spiel. Dort wird die Gemeinschaftwerkstatt, bislang im ehemaligen Wartesaal der zweiten Klasse im Haupthaus untergebracht, einziehen. Damit hätten unter anderem das beliebte Reparaturcafé und die „Mirker Schrauba“ eine neue Heimat. Und auch der Fahrradverleih könnte dorthin umziehen. „Das ist aber Teil der Detailplanung“, erklärt Becher.
Das Schöne sei, dass man bei der Gepäckabfertigung „nichts groß abstimmen muss“, sagt Becher. Außer natürlich, einen Bauantrag bei der Stadt einzureichen. Denn das Sanierungsprojekt ist nicht Teil des Gesamtpaketes. Die Fördermittel gelten nur für den Umbau des Hauptgebäudes. Deshalb sucht Utopiastadt für die neue Werkstatt Spender, unter anderem über „Gut für Wuppertal“, dem Online-Portal von Stadtsparkasse, WSW und betterplace.org.
Der erste neue „Bewohner“ der Gepäckabfertigung steht bereits fest. Der Verein /dev/tal, der Hackerspace Wuppertal, feiert am 13. Juli seinen siebten Geburtstag — wenn alles glatt geht schon in den neuen Räumen, wie Ralf Glörfeld, der selbst tatkräftig auf dem Dach mitarbeitet, hofft: „Wir freuen uns drauf.“ Ebenso übrigens wie Becher auf die neuen Nachbarn auf der anderen Seite der Trasse. Dort wird noch in diesem Jahr der Kulturkindergarten eröffnen. „Das passt perfekt zu uns“, sagt der Fördervereinsvorsitzende. Schließlich gehe es Utopiastadt auch um eine nachhaltige Nutzung des Geländes an der Trasse gegenüber dem Bahnhof. Den Großteil will die gGmbh in Zukunft als Utopiastadtcampus entwickeln.