Wuppertaler Spitznamen: Schaurige Legenden um den Schinderhannes-Turm

Dabei liegt der Turm in Schöller recht romantisch.

Schöller. Wenn Nebel über den Feldern liegt und der Blick vom Kirchplatz über die alten Grabsteine hinüber zur untergehenden Sonne fällt, dann ist es in Schöller besonders schön - und vielleicht auch besonders gruselig. Zum Arsenal des Grauens zählt ein Bergfried, der immer wieder als "Schinderhannes-Turm" durch Wuppertaler Köpfe geistert.

Doch der Schinder Johannes Bückler trieb sein Unwesen im Hunsrück und kann wohl kaum als bergischer Junge durchgehen. Seine Lebensdaten (1779 bis 1803) und sein Lebenswandel zeigen indessen auffällige Parallelen zu einem Mann, der dann doch eng mit diesem Turm verbandelt war - enger, als ihm lieb sein konnte.

1200 Jahre sind vergangen, seit an dieser Stelle Bäume gefällt wurden, um auf der freigeschlagenen Fläche Vieh zu züchten und Äcker zu bestellen. Möglicherweise war der Hof zu Schöller sogar die erste Siedlung auf dem heutigen Wuppertaler Stadtgebiet. Das Gut kam zunächst in Mönchsbesitz, bis die Geistlichkeit in Geldnöte geriet und 1430 die Zinserträge aus dem Dorf Schöller gegen einmalige Zahlung an den Gutsverwalter Engelbert verkaufte.

Das Rittergeschlecht hinterließ im Tal der Düssel ein Bollwerk mit Turm, der als Ausguck und bei nahender Gefahr als Rückzug diente. Als 1697 Wolfgang Wilhelm als letzter Spross der Schöller-Dynastie starb, hatten sich solche Wehranlagen bereits erledigt. Vor seinem Tod hatte Wolfgang Wilhelm seine Tochter mit dem Freiherrn und späteren Reichsgrafen von Schaesberg vermählt, der 1713 im Untergeschoss des Wehrturmes eine Kapelle für die kleine katholische Glaubensgemeinschaft des Dorfes einrichtete, während die protestantische Mehrheit ihren Gottesdienst in der romanischen Kirche abhielt.

Weil der letzte Schaesberg im späten 18. Jahrhundert umfangreiche Neubauten plante, die er nicht mehr verwirklichen konnte, ließ er das alte Herrenhaus abreißen. Einzig der trutzige Turm blieb stehen. Es war die Zeit, als die Franzosen Düsseldorf besetzt hatten.

Die Gelegenheit des Umbruchs machte Diebe, im Rheinischen rotteten sich Räuberbanden zusammen. Einer ihrer Führer war Kob Hannes vom Auer Baum, tagsüber Weber, in der Nacht Langfinger. Er nahm den Reichen und gab (ab und zu) den Armen. Da es umgekehrt schwer möglich gewesen wäre, bleibt unbewiesen, ob diesem Hannes die Aura eines Robin Hood gebührt. Seinen Zeitgenossen war er allemal so lästig, dass sie ihm nachstellten.

Kaum hatte man Kob Hannes gefangen, wurde er am Turm zu Schöller an ein Fenstergitter gekettet. Nackt und mit Honig beschmiert, war er dort den Bienen ausgesetzt, ertrug jedoch die Qual, ohne seine Kumpane zu verraten. 1806 wurde der "bergische Schinderhannes" schließlich nach französischem Recht auf der Schöllerheide gehenkt.