Seelenstrip im Dschungelcamp: Die Stars packen aus
Coolangatta. So viele Lebensbeichten gab's noch nie: Im Dschungelcamp packt ein Star nach dem nächsten aus. In den vergangenen Staffeln war es meist nur ein Bewohner, der sich vor den Kameras positionierte und aus dem Schicksals-Nähkästchen plauderte.
Die aktuellen Kandidaten sind da mitteilungsfreudiger. Am Sonntag war Allegra Curtis dran. Bisher hielt sich die Tochter von Schauspieler Tony Curtis eher zurück, und auch an Tag zehn will sie eigentlich nicht zu viel verraten: „Ssssht! Bitte nicht, nicht darüber reden. Kein Thema, dass ich ansprechen möchte. Das ist für mich so schmerzhaft", sagt Allegra, als Claudelle zur letzten Ehefrau von Tony Curtis sagt: „Und sie hat das ganze Geld abkassiert!“
Doch dann legt Allegra von ganz alleine los und wird laut: „Sie hat uns bestohlen — die ganze Familie. Das ist eine Diebin! Ein Mann mit 85 und eine so junge Frau — die hat dann sehr viel Macht über ihn. Ann Nicole Smith hat es auch gemacht. Ich glaube ihr Mann war fast 100 Jahre alt!“
Aber warum sprechen die Promis im Dschungel über ihre intimsten Gefühle? Schließlich sind bis zu sieben Millionen Zuschauer dabei, wenn die Tränen über die Wangen kullern. Aber vielleicht ist genau das der Grund. Man bekommt unweigerlich den Eindruck, dass sich die Dschungelbewohner vor dem Einzug ins Camp ein paar Geschichten zurechtgelegt haben.
Patrick Nuo brachte an Tag drei den Stein ins Rollen: Im Gespräch mit Olivia Jones und Iris Klein sagt er plötzlich: „Weißt du, ich war ja extrem Pornoabhängig. Was für andere Alkohol und Heroin war, waren für mich Pornos.“ An den ersten beiden Tagen spielte der Sänger quasi keine Rolle, mit einem Satz katapultierte er sich in die Schlagzeilen. Ein bewusster Schachzug. Denn auch Georginas Hinweis, dass alle Gespräche im TV ausgestrahlt werden können, schreckt Patrick nicht ab. Er hat das Konzept der Sendung verstanden.
Genauso wie Claudelle Deckert. Unter Tränen erzählt sie wie ihr Ex-Freund sie finanziell ausgenommen und sogar verprügelt hat. „Ich war mal mit einem Hochstapler zusammen. Der hat alle um den Finger gewickelt. Er hat mich und meine Familie rund 100 000 Euro gekostet.“
Iris Klein setzt noch einen drauf. Sie wurde mit 17 Jahren von ihrer Mutter vor die Tür gesetzt, weil sie schwanger war. Ihr erster Mann verprügelte sie, mit ihren Kindern flüchtete sie ins Frauenhaus. „Dann saß ich im Frauenhaus, grün und blau geprügelt, mit zwei kleinen Kindern.“ Das dunkelste Kapitel ihrer Vergangenheit hat ihr vermutlich zahlreiche Anrufe beschert: Sie bleibt im Camp, Arno Funke, der über seine kriminelle Karriere als Dagobert nicht viel preisgab, musste gehen.
Auch Silva und Klaus wollten die Zuschauer nicht länger sehen - beide berichteten keine erschütternden Erlebnisse.
Der einzige, dem der Zuschauer abnimmt, dass er die Kameras für einen Moment vergessen hat, ist Joey. Sein Vater warf ihn als Kind durch eine Glasscheibe, Joey bekam tagelang nichts zu essen oder musste vor der Haustür auf den Stufen schlafen. Er scheint nicht über seine schwere Kindheit zu sprechen, um der Dschungelkrone ein Stück näher zu rücken. Viel mehr wirkt die Szene am Lagerfeuer wie eine Gesprächstherapie - eben nur mit ein paar Kameras.