Porträt: Andrea Leadsom will schnellen Austritt aus der EU
London (dpa) - Bis zum EU-Votum war Andrea Leadsom wenig bekannt. Sie ist erst seit sechs Jahren für die Konservativen im Parlament und inzwischen Staatssekretärin im Energieministerium. Das Brexit-Referendum bot ihr die Chance.
Die 53-Jährige schloss sich vor dem Votum dem „Leave“-Lager an - und erwarb sich in TV-Debatten mit ihren sachlichen und durchdachten Argumenten Respekt. Nun wird sie im Rennen um die Nachfolge des scheidenden Premiers David Cameron als gefährlichste Konkurrentin der Favoritin Theresa May (59) gehandelt.
Die konservative Politikerin sieht den Austritt Großbritanniens aus der EU als große Chance für das Land. Die ehemalige Bankerin will die Austrittsverhandlungen so schnell wie möglich starten - anders als May und Kandidat Michael Gove (48), die sich bis nächstes Jahr Zeit lassen wollen. Der Brexit-Wortführer Boris Johnson, der überraschend auf eine Kandidatur verzichtet hatte, erklärte seine Unterstützung für Leadsom.
Die 53-Jährige forderte unter anderem, wer in Downing Street 10 einzieht, müsse zum „Leave“-Lager gehören. Britische Medien meinen aber, auch Leadsom hat keine wirklich weiße Weste: Sie habe vor Jahren erklärt, das Vereinigte Königreich solle besser nicht aus der EU austreten. Wie May wird auch die 53-Jährige des öfteren mit der britischen Premierministerin Margaret Thatcher verglichen. Der Zeitung „The Independent“ zufolge hat Leadsom „einen Hauch von Thatcher-Stahl“ und gute Chancen auf den Chefsessel.
Vor ihrer politischen Karriere war Leadsom 25 Jahre lang als Bankerin tätig, etwa bei der Barclays Bank. Die Politikerin ging auf staatliche Schulen und studierte Politikwissenschaft an der Universität von Warwick. Sie ist verheiratet und hat drei Kinder.