Ihr liebstes EU-Land?
Acht Fragen an die NRW-Spitzenkandidaten Özlem Alev Demirel (Die Linke): „Es kommt doch darauf an, was wir daraus machen“
Wir stellen acht Fragen an die NRW-Spitzenkandidaten zur Europawahl. Heute: Özlem Alev Demirel (Die Linke) aus Düsseldorf.
Özlem Alev Demirel: Alle Länder haben etwas Besonderes, aber natürlich ist Deutschland und vor allem NRW mein Zuhause.
Und welche EU-Länder haben Sie noch nie bereist?
Demirel: Leider zu viele. Familie, Arbeit und Politik lassen mir viel zu wenig Zeit, um groß zu reisen. Gerne würde ich mal nach Irland und Schottland, wegen der schönen Landschaften.
Was regt Sie an Europa auf?
Demirel: Dass es keine überall verbindlichen sozialen Standards gibt. Dadurch wird es zu oft missbraucht, um zum Beispiel den Schutz von Arbeitnehmerrechten auszuhöhlen oder Steuerdumping für Großkonzerne zu ermöglichen. Damit muss Schluss sein. Wir wollen die Freiheiten und Rechte der Menschen und den Schutz unserer Natur vor die Profitinteressen der Konzerne stellen.
Und wofür lieben Sie es?
Demirel: Wunderschöne Landschaften, Kunst, Literatur und Kultur. Europa, das ist für mich Victor Hugo, Albert Einstein, Picasso, van Gogh, Marx und der Kampf gegen den Faschismus am Anfang des vergangenen Jahrhunderts.
Drei Vorurteile über die EU, die Sie nerven.
Demirel: Dass Europa wahlweise als die Antwort auf alle Fragen oder als Ursache allen Übels gesehen wird. Es kommt doch darauf an, was wir daraus machen. Was mich am meisten stört, ist aber kein Vorurteil, sondern Fakt: der Einfluss des Lobbyismus großer Konzerne in Brüssel und Straßburg.
Und drei überraschende Wahrheiten zur EU.
Demirel: 1. Die EU hat leider bis heute die Europäische Menschenrechtskonvention nicht unterschrieben.
2. Den Staaten der EU entgehen jährlich mindestens 850 Milliarden Euro durch Steuervermeidung und Steuerhinterziehung.
3. Die europäische Politik ist tatsächlich wichtig für unseren Alltag.
Was hat die Welt von Europa?
Demirel: Kultur, Bürokratie, Kolonialismus – Europa hat die Welt wesentlich geprägt, zum Guten wie zum Schlechten. Die Frage müsste fast eher sein: Was hat sie nicht von Europa?
Und was wir?
Demirel: Ein Zuhause.