SMS: Vielfältig, fröhlich — und schnell

Der Short Message Service scheint in die Jahre gekommen zu sein. Aber er hat weiterhin ihre Vorteile.

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Düsseldorf. Vor dreißig Jahren haben europäische Telefongesellschaften einen Textnachrichtendienst namens SMS auf den Weg und dann im Jahr 1992 auf den Markt gebracht. Der „Short Message Service“ meinte nicht nur die Kurznachrichten selber, sondern auch das Übertragen elektronischer Datenpakete. Mit der schnellen Verbreitung der Handys in den 1990er-Jahren haben sich die Nutzer lange Zeit daran gewöhnt — bis Smartphone und Apps eine neue Ära einläuteten.

Heute nutzen nur noch 39 Prozent der Smartphone-Besitzer und gerade mal ein Fünftel der 18- bis 24-Jährigen die klassische SMS, wie kürzlich eine Umfrage der Marktforscher von You Gov Deutschland ergab. Demnach ist inzwischen fast die Hälfte der Gerätebesitzer — in der jungen Altersgruppe sogar die Mehrheit von 80 Prozent — zu anderen Kommunikationsdiensten übergegangen. Diese Zahlen decken sich mit einer aktuellen Studie des Technologie-Branchenverbandes Bitkom. „Messenger-Apps zählen zu den wichtigsten Anwendungen auf Smartphones, vor allem für viele Jugendliche sind sie das wichtigste Kommunikationsmittel“, resümiert Bitkom-Geschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder.

Voll im Trend sind multimediale Nachrichten (MMS) an andere mobile Endgeräte oder an normale E-Mail-Adressen sowie unzählige Mitteilungsdienste und Apps wie etwa Apple iMessage, Facebook Messenger, Google Hangouts, ICQ, Skype von Microsoft, WhatsApp oder Yahoo Messenger. Sie ermöglichen längere Textnachrichten als die festgelegten 160 Zeichen für SMS und bieten das Anfügen bunter, grafisch ausgefeilter Symbole und Gesichter, die vor allem die Stimmung des Absenders wiedergeben sollen.

Im letzteren Fall tauchen bei diesen „Emoticons“ schon die ersten Hürden auf: Die Nutzer müssen auf beiden Seiten die gleichen Schriftsätze installiert haben. Somit bieten alle tollen Emoji-Apps meist nur den getrennten Versand von Grafiken. Nichtsdestotrotz haben immer mehr Nutzer einen großen Spaß daran, wie bei einem Bilderrätsel Wörter, Sätze und sogar ganzen Passagen in Abfolgen von Symbolen zu verwandeln.

Abgesehen davon, dass durch diese überhöhte Spaßkultur die Sprachfähigkeiten noch mehr verkümmern und unsinnige Dialoge überhand nehmen, ist das manchen Zeitgenossen einfach zu viel, zu grell, zu kompliziert oder zu oberflächlich. Das empfinden vor allem ältere, tiefgründige oder effizient denkende Mitmenschen. Auch die immer seltener werdende Spezies, die in der Kommunikation noch auf den Punkt kommen, die wachsende „Simplicity“-Gemeinde, die einen verschlankten und übersichtlichen Lebensstil pflegt, sowie von Multitasking und Burnout geplagte Zeitgenossen sind mit dem Austausch von SMS besser bedient.

Aber auch quirlige und junge Leute sind vom Diktat der Messaging-Dienste genervt. So ärgert sich ein Internetnutzer darüber, dass „man gezwungen ist, den Messenger zu installieren, um weiterhin Nachrichten über Facebook zu erhalten oder zu versenden.“ Zuvor hatte der US-Konzern die Chat-Funktion aus seinen mobilen Apps ausgegliedert und die Messenger-App für die mobile Kommunikation im Netzwerk vorausgesetzt.

Außerdem ist die Abhängigkeit von einer funktionierenden Internetverbindung gestiegen und scheinen Internetdienste anfälliger für technische Störungen zu sein, wie ein Blick in das Informationsportal allestörungen.de zeigt. Dagegen scheint der SMS-Versand solide zu laufen und die „gute alte“ SMS zuverlässig und ohne Schnörkel ihren Dienst zu erledigen — nicht mehr und nicht weniger.