Thermografie: Blau ist gut, Rot ganz schlecht
Familie Mohr aus Kaarst hat ihr Eigenheim mit einer Infrarotkamera untersuchen lassen — mit einem erstaunlichen Ergebnis.
Kaarst. Draußen ist es knackig kalt, Alexandra und Erich Mohr (Namen geändert) drehen sämtliche Heizkörper bis zum Anschlag auf. Seit 24 Stunden läuft der Gasbrenner im Keller der Doppelhaushälfte auf vollen Touren. Für den späten Winterabend hat sich Besuch angesagt: Zwei Ingenieure kommen zur Thermografie vorbei, wollen mit ihrer Infrarotkamera Wärmelecks am Gebäude sichtbar machen.
Das Haus der Mohrs stammt aus den 1930er Jahren. „Vor sieben Jahren haben wir das Gebäude sanieren lassen“, sagt Alexandra Mohr (46). Jetzt will das Paar aus Kaarst noch einmal investieren, um Heizkosten zu sparen — 50 bis 80 Prozent sollen drin sein, haben die beiden gelesen. Und außerdem bringt das Geld auf der Bank keine Zinsen mehr. Erich (54) hat schon einmal recherchiert: Außendämmung rund 20 000 Euro, neue Fenster etwa 12 000 Euro.
Ehefrau Alexandra bremst ihren Mann: „Ich will erst einmal wissen, ob sich das überhaupt lohnt.“ Da kommt ihr das Angebot der Verbraucherzentrale NRW gerade recht, und sie meldet sich für eine Thermografie-Aktion plus Energieberatung für 179 Euro an. Für einen Termin brauchen die Mohrs etwas Geduld. Viele andere Hausbesitzer machen sich die gleichen Gedanken.
Diplom-Ingenieurin Christa Seifert aus Grefrath hat schon mehrere Termine hinter sich. Die Inhaberin eines Büros für thermische Untersuchungen ist noch bis nach Mitternacht im Einsatz. Zusammen mit ihrem Kollegen Ralf Hofmann schießt sie die Wärmebilder, die Grundlage für die spätere Energieberatung sind.
„Das sieht gar nicht so schlecht aus“, sagt die Expertin. Erich linst durch den Sucher der Kamera: Viel blau, das ist gut, Fenster und Türen rot-orange, das ist normal. Nach einer halben Stunde hat Christa Seifert die Bilder im Kasten. Der feuerrote Wandausschnitt an seiner Terrasse macht sie allerdings stutzig. Hier dringt die Wärme ungebremst nach außen. Alexandra hat da eine Vermutung: „Da war mal eine Ausgangstüre, die zugemauert wurde.“
Einige Tage später sitzt Beate Uhr von der Verbraucherzentrale im Wohnzimmer der Mohrs. Die Energieberaterin und Architektin hat die Aufnahmen mitgebracht, fragt nach Energieverbrauch und Umbaumaßnahmen. Ihr Urteil: „Ein akuter Handlungsbedarf besteht nicht.“ Die fachgerechte Innendämmung zeigt Wirkung. Dach, Heizungsleitungen und Rollladenkästen sind perfekt isoliert, der Brenner richtig eingestellt und der Gasverbrauch völlig in Ordnung.
Schwachstellen sind Original-Haustüre und die Kellertür. Die Fenster müssen justiert werden, damit sie richtig dicht sind. Das Wärmeleck auf der Terrasse kann gestopft werden, wenn in ein paar Jahren die Fassade dran ist. „Optimal wäre die Dämmung der Kellerdecke“, sagt Beate Uhr, „das könnte bis zu fünf Prozent an Heizkosten sparen.“
Alexandra und Erich Mohr sind erleichtert. Der Fenstermann ist bestellt, die Türen werden bald in Angriff genommen. Doch schon jetzt spart das Paar, ohne einen einzigen Cent ausgegeben zu haben. „Wir haben den Gas-anbieter gewechselt“, sagen die Kaarster, „das macht das Heizen gleich um 13 Prozent billiger.“