So meistern Eltern Ängste vor der Einschulung

Osnabrück (dpa/tmn) - Die Einschulung rückt näher - und Eltern kreisen gedanklich um viele Dinge. Ängste übertragen sich aber schnell aufs Kind. Deshalb gilt: Ruhe bewahren und im Hintergrund bleiben.

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Die meisten Befürchtungen stellen sich ohnehin als grundlos heraus.

Wird sich mein Kind ohne Probleme in der neuen Schule eingewöhnen? Wird es eher zu den stilleren Schülern gehören oder marschiert es als Klassenclown vorneweg? Viele Gedanken schwirren Eltern vor der Einschulung ihres Kindes im Kopf herum. Unterbewusst fühlen sich manche so, als ob sie selbst noch einmal unter den Augen des Lehrers bestehen müssten. Die Gefahr dabei: Diffuse Ängste und Sorgen übertragen sich aufs Kind, der Druck steigt. Mit welchen Befürchtungen Eltern häufig zu kämpfen haben und was sie dagegen tun können, zeigt ein Überblick:

Mein Kind findet keine Freunde: Tatsächlich sind Freunde für Kinder ein wichtiges Motiv, warum sie gerne in die Schule gehen. „Es ist der Ort, wo sie mit ihren Freunden zusammen sein können“, sagt Claudia Solzbacher. Sie ist Professorin für Schulpädagogik an der Universität Osnabrück. Dass ihr Kind jeden Tag allein seine Runden auf dem Schulhof dreht, sei sehr unwahrscheinlich. Eltern sollten sich gedanklich in die erste Zeit im Kindergarten zurückversetzen: „Da merken sie: "Mein Kind hat ja schon Gruppenerfahrung"“, sagt Heidemarie Arnhold. Sie ist Vorstandsvorsitzende beim Verein Arbeitskreis Neue Erziehung in Berlin. Sich an neue Kinder zu gewöhnen und neue Freundschaften zu schließen, sei ein Teil des Lernprozesses.

Eng verbunden mit der Sorge, dass ihr Kind zum Außenseiter werden könne, ist die Angst, Sohn oder Tochter suchen sich die falschen Freunde aus. Der schüchterne Sohn wird Anhängsel des Klassenrowdys, die Tochter und das zickigste Mädchen der Klasse sind auf einmal unzertrennlich. Solch eine Situation sollten Eltern erstmal ganz ruhig aus der Ferne beobachten: „Erwachsene legen andere Kriterien an“, erklärt Roland Raible, Diplom-Psychologe in Wangen im Allgäu. Solange sie nicht das Gefühl haben, ihr Kind werde von einem anderen unterdrückt, greifen Eltern besser nicht ein.

Mein Kind kommt mit dem Leistungsdruck nicht zurecht:Damit sind in erster Linie die Erwartungen gemeint, die Eltern bewusst oder unbewusst an ihr Kind weitergeben. Forschungen haben gezeigt, dass Kinder gut lernen, wenn sie positive Gefühle damit verbinden. Die lassen sich aufbauen, indem Eltern mit dem Nachwuchs über dessen Stärken sprechen, zum Beispiel: Was konntet ihr gut im Kindergarten?

Mein Kind versteht sich nicht mit dem Lehrer: Viele Eltern fragen sich, ob die Chemie zwischen Nachwuchs und Lehrer stimmen wird. Grundsätzlich gilt: „Dem Lehrer erstmal die Chance geben, das Kind kennenzulernen,“ sagt Solzbacher. Doch wie reagieren Eltern darauf, wenn das Kind nach den ersten Schulwochen über den Lehrer meckert? „Lassen Sie sich genau erklären, was passiert ist“, empfiehlt Raible. Bevor Erwachsene sich dann einen Gesprächstermin geben lassen, ist es sinnvoller, das Kind zu fragen: „Und was wünschst du dir jetzt?“ Dabei zeige sich vielleicht, dass der Nachwuchs gar keine elterliche Einmischung möchte.

Mein Kind war im Kindergarten sehr behütet - jetzt stürmt so vieles auf es ein: Anders als früher passiert der Übergang in die Schule häufig in Absprache mit dem Kindergarten. Noch vor der Einschulung dürfen die Kleinen einen Schnuppertag machen, lernen Lehrer, das Klassenzimmer und die Mitschüler kennen. „Das sollten Eltern in positiver Atmosphäre begleiten und keine negativen Bemerkungen machen wie "Das sieht hier aber altmodisch aus"“, rät Arnhold.