Wenn Sport glücklich macht
Regelmäßiges Ausdauertraining führt dazu, dass das Gehirn Endorphine — Glückshormone — ausschüttet. Der Sportler spürt keinen Schmerz.
Düsseldorf. 20 Jahre lang 40 Jahre jung bleiben, Professor Dr. Wildor Hollmann weiß, wovon er spricht. Der renommierte Sportmediziner, Gründer des legendären Instituts für Kreislaufforschung und Sportmedizin der Deutschen Sporthochschule Köln, war und ist ein Prediger sportlicher Aktivität.
Hollmann war auch einer der ersten, die sich mit dem Zusammenhang von Hirnfunktion und Sport beschäftigt haben. Und frühzeitig auf eine Art Glücksbringer im menschlichen Gehirn gestoßen ist.
Was Hollmann Mitte der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts begründet vermutete, ist von Neurologen lange wissenschaftlich bewiesen. Sportliche Aktivität ist nicht nur gut für Herz, Lunge, Kreislauf und Stoffwechsel, sportliche Aktivitäten wie das Laufen machen gute Laune und psychische Stabilität.
Professor Dr. Thomas Wessinghage, Sportmediziner und früherer Spitzen-Leichtathlet, führt Läufers Glück auch auf die Endorphin-Ausschüttung im menschlichen Hirn zurück. Plötzlich kommt das Hochgefühl, Schmerzen sind nicht mehr spürbar, laufen wie auf einer Wolke. Lange Zeit galt es als unbegründete Vermutung, selbst von Medizinern ins Reich der Fabel verwiesen, dass Langläufers Glück im Gehirn entsteht.
Endorphin ist eine Substanz, die in ihrer chemischen Struktur und ihrer biologischen Wirkung dem Morphin ähnelt, einem Opioid, das als schmerzstillendes Mittel eingesetzt wird. Die Ausschüttung des Endorphins findet in der Großhirnrinde und im limbischen System statt, beides die Gehirnregionen, in denen Emotionen verarbeitet werden.
Das ist der Grund, warum auch Psychotherapeuten heute auf den Sport setzen, wenn es gilt, Depressionen zu überwinden. Professor Dr. Herbert Löllgen aus Remscheid, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention: „Wer Sport treibt, fühlt sich besser und ist im Alltag leistungsfähiger.“ Jeder erlebt sein eigenes Glück. Andererseits haben Opioide den Nachteil, dass sie abhängig machen können.
Wer sportlich in Grenzbereiche vorstößt, erlebt die Endorphinausschüttung anders. Sportmediziner sprechen vom „runner’s high“, endorphinerfahrene Läufer haben Entzugserscheinungen, wenn sie nicht mehr laufen. Das „runners high“ erlebt der, der seine Schmerzgrenzen überwindet und seinen Körper dazu bringt, vermehrt Endorphine freizusetzen.