Auf den Spuren der Krokodile mitten durch den Busch
Northern Territory. Ein neuer Tag, der im Busch vor Morgengrauen mit einem Instant-Kaffee samt Pulvermilch und Haferflocken beginnt. Danach sagt Pilot Matt, wir müssten ein paar Buschfeuer kontrollieren.
Entlang der Grenze des berühmten Kakadu Nationalparks werfen die Ranger aus Helikoptern Brandbomben ab, um kontrolliert trockenes Unterholz abzubrennen, bevor die Dürre zu arg wird und jeder Funken zur Katastrophe führen kann. Eine Technik, die das weiße Australien von den Aborginees gelernt hat.
Matts Helikopter, der nicht einmal Türen hat, hebt hinter dem Haus ab und steigt rasant in die Luft, über die Wipfel der Bäume. Schwankend im Seitenwind geht es Richtung Rauchwolke am Horizont, schräg unter mir sehe ich den Schatten des Helikopters, der über Bäume und Sumpflandschafen gleitet.
"Hast du das Krokodil gesehen?", höre ich Matts Stimme plötzlich über die Kopfhörer. Verwundert schaue ich ihn an und schüttle den Kopf. Schon befindet sich der Australier in etwas, das man in Europa getrost als Sturzflug bezeichnen dürfte. Dicht über die Wasseroberfläche gleitet der Helikopter - und plötzlich sehe ich das Krokodil, das direkt vor dem Heli ins Wasser springt.
Für den europäischen Geschmack ist das so nah, wie man einem ausgewachsenen Salzwasserkrokodil, die im Northern Territory Australiens regelmäßig Menschen töten, kommen darf. Aber nachdem Matt überzeugt ist, dass das Buschfeuer unter Kontrolle und keine Gefahr für sein Haus ist, will er auf dem Rückweg noch ein Krokodilnest überprüfen. Für einen Farmer kann es lebenswichtig sein, zu wissen, wo die Biester sich aufhalten und vermehren. Mitten im Busch geht es Richtung Boden, wie in einem stark schwankenden Lift. Dann folgen wir den Spuren eines Krokodils in das dichte Grün. "Stopp!", zischt Matt plötzlich. "Auf den Baumstamm!" Wir beide springen auf einen dicken Stamm. Ich habe keine Ahnung, was los ist. "Siehst du sie?", fragt Matt. Ich zucke mit den Schultern. Und er zeigt auf eine Stelle zwei Meter von uns entfernt - da ist sie: Ein zwei Meter langes Krokodilweibchen. Sie liegt direkt vor mir.
Matt bedeutet mir, an ihr vorbeizuschleichen. Ohne Mühe findet er die Stelle, wo sie die Eier verbuddelt hat. Eines nach dem anderen gräbt er vorsichtig aus und dreht es in den Händen. Zum Glück: Sie sind nicht befruchtet. Plötzlich hören wir ein Rascheln. "Sie bewegt sich", sagt Matt. Und wir haben keine Ahnung mehr, wo die Riesenechse ist.
Langsam und sehr vorsichtig folgen wir ihrer Spur zurück zum kleinen Bachlauf, der sich durch das tropische Grün schlängelt. Von dem Krokodil keine Spur. Ich bin heilfroh, als ich den Helikopter sehe, wir einsteigen und abheben.
Am nächsten Tag entdeckt Matt nur zwei, drei Kilometer vom Haus entfernt ein mehr als fünf Meter langes Männchen. Es hat schon einen jungen Büffel und eines der Pferde verschlungen. Was für mich ein Abenteuer ist, ist für die Menschen im australischen Outback tägliches Brot im Versuch, zu überleben.